Mit massiven ETF-Käufen haben Anleger in den letzten Monaten des vorigen Jahres die Aktienkurse steil in die Höhe getrieben. 2023 ist so trotz Startschwierigkeiten doch noch ein Spitzenjahr für börsengehandelte Indexfonds geworden. Die Marke von einer Billion an Netto-Mittelzuflüssen hat der weltweite ETF-Markt zwar nicht mehr ganz geschafft. Aber mit 967 Milliarden Dollar hat er das Vorjahresergebnis doch immerhin um die Schnapszahl von 111 Milliarden Dollar übertroffen. Das ist das zweitbeste Ergebnis nach 2021. Damals hatten Sonderfaktoren bei Zinsprodukten die ETF-Käufe extrem in die Höhe getrieben.
ETF-Käufe mit schwachem Start, aber starkem Schlussspurt
Dabei hatte 2023 gar nicht gut angefangen. Die Angst vor einer weltweiten Rezession und anhaltender Inflation hatte viele Investoren abgeschreckt. Und darunter litt der Absatz an ETFs auf Aktien und Anleihen. Erst als sich später im Jahr die Befürchtungen zerschlugen, sprangen viele Anleger auf den immer schneller fahrenden Börsenzug auf. Sie setzten insbesondere auf ETFs, die Börsenindizes einfach eins zu eins nachbilden und keine Aktien- oder Anleiheauswahl betreiben.
ETF-Käufe bevorzugen US-Aktien
Den Löwenanteil der 2023 neu angelegten Gelder schnappten sich wie immer die USA mit 598 Milliarden Dollar. Auf Aktien-ETFs entfielen dort rund 385 Milliarden Dollar, auf Anleihen-ETFs ein neues Rekordvolumen von 210 Milliarden Dollar. Aber auch in Europa entwickelten sich die ETF-Käufe insbesondere in den letzten Monaten des Jahres sehr stark: Mit umgerechnet 166 Milliarden Dollar wurde das Ergebnis des Jahres 2022 von 89 Milliarden Dollar um gut 86 Prozent übertroffen und ein neues Rekordvolumen erreicht. Und dennoch: Allein im Dezember haben ETF-Anbieter in den USA mit Mittelzuflüssen von 176 Milliarden Dollar mehr neue Gelder hereingeholt als in Europa im gesamten Jahr!
ETFs auf den S & P 500 und den Nasdaq 100 besonders gefragt
Die meisten neuen Anlagemittel kamen amerikanischen Aktien zugute und hier vorwiegend den Technologiewerten. ETFs auf den S&P 500 und den Nasdaq 100 waren ab dem Herbst besonders gefragt. Kein Wunder, dass beide Indizes viel stärkere Kursgewinne verzeichneten als der DAX und andere Börsenindizes in Europa. Denn auch ETF-Käufe von europäischen Anlegern schaufelten viel Geld über den Atlantik, vor allem mit ETFs auf den MSCI World, (der zu fast 70 Prozent aus US-Aktien besteht) und den S&P 500.
Anleger schichten aus aktiven Fonds in ETFs um
Die hohen Zuflüsse in ETFs stammten zu einem erheblichen Teil aus Umschichtungen aus aktiv gemanagten Investmentfonds. Allein in den USA verkauften Anleger in den ersten 11 Monaten netto für 440 Milliarden Dollar herkömmliche Aktien- und Rentenfonds, also fast drei Viertel der ETF-Zuflüsse. In Europa waren es rund 100 Milliarden Dollar. Der Hauptgrund für die zunehmenden Tauschgeschäfte liegt in den großen Kostenunterschieden.
ETF profitieren von Kostenvorteilen
Der Datenanbieter LSEG Lipper hat ermittelt, dass 2023 aktiv gemanagte Aktienfonds im Durchschnitt 2,4 Prozent weniger Rendite erzielt haben als ihre Benchmarks, also ihre Vergleichsindizes. Zwei Drittel dieses Rendite-Nachteils sei den im Vergleich zu ETFs viel höheren Gebühren und Kosten der aktiven Fonds zuzuschreiben. Das gesteigerte Kostenbewusstsein der Anleger lässt sich auch daran ablesen, dass Indexfonds mit besonders niedrigen Kosten am stärksten gefragt waren.
Mehr als 11 Billionen Dollar liegen jetzt weltweit in ETF
Hohe Kursgewinne bei Aktien und Anleihen plus neue Mittelzuflüsse katapultierten den Wert des weltweit in börsengehandelten Indexfonds angelegten Vermögens in den letzten 12 Monaten von knapp 9 Billionen Dollar auf über 11 Billionen Dollar Ende 2023. Inzwischen sind in den USA nach Berechnungen des Datenanbieters Morningstar 30 Prozent der Anlagegelder in ETFs investiert. Zehn Jahre zuvor waren es erst 13 Prozent. Weltweit sind es laut Bundesbank rund 20 Prozent.
Privatanleger in Deutschland setzen auf ETF-Sparpläne
Ein weiteres starkes Wachstum des erst gut 30 Jahre alten ETF-Markts scheint angesichts der enormen Kosten- und Performance-Vorteile vorgezeichnet. Für Deutschland gilt dies auch deshalb, weil immer mehr Privatanleger mit ETF-Sparplänen regelmäßig in Indexfonds investieren.
Bei Interesse: Infos zu den Steuerregeln von ETFs finden Sie hier.
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