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Grüne Aktien sind Absteiger des Jahres

Ganz so krass wie noch vor zwei Monaten fallen die Kurseinbußen der für grüne Aktien zwar nicht mehr aus. Aber ein Zwölfmonats-Minus von gut 30 Prozent wie beim weltumspannenden MSCI Global Alternative Energy Index ist immer noch extrem viel. Ende Oktober 2023 war dieses Barometer der erneuerbaren Energien sogar um rund 45 % in die roten Zahlen gerutscht. Seither geht es mit dem Index, der rund 100 grüne Aktien mit Schwerpunkt alternative Energien aus Industrie- und Schwellenländern umfasst, wieder deutlich bergauf. Immerhin ist das die kräftigste Erholung, seitdem der Index vor rund drei Jahren seinen Rekordstand erreicht hatte. Der andere breite Weltindex für grüne Energie, der S&P Global Clean Energy Index, hat sich mit einem Zwölfmonatsverlust von „nur“ 25 Prozent etwas besser geschlagen. Und das in einer Börsenphase, in der die meisten Länderindizes merklich zugelegt haben – der DAX beispielsweise um fast 20 Prozent in den letzten 12 Monaten.

Grüne Aktien und ETFs mit gewaltigen Kursverlusten

Auch wenn man sich die Deutschland umschaut, haben die Anleger bei fast allen Unternehmen aus dem Solar-, Windenergie-, Bioenergie- und Wasserstoffsektor mehr oder weniger schmerzhafte Verluste erlitten. Im TecDAX ragen dabei Verbio Vereinigte Bioenergie mit über 55 Prozent und PNE, Projektanbieter für „saubere Energien“, insbesondere Windkraft, mit mehr als 35 Prozent Minus unschön heraus. Den meisten Anlegern in „grünen ETFs“ erging es nicht viel besser: Nach einer Auswertung des Portals justETF stecken vor allem Indexfonds auf internationale Solarwerte tief im Minus – bis zu knapp 48 Prozent im Zwölfmonatsvergleich. Die meisten ETFs verzeichneten per 18.12.2023 Einbußen zwischen 25 Prozent und 40 Prozent.

Überspekulation im Jahr 2020 als eine der Ursachen für Kursschwäche

Warum aber ginge es für grüne Aktien und Fonds so tief bergab? Schließlich gelten Erneuerbare Energien als Wachstumsmärkte par excellence. An den Expansionschancen lag es auch nicht, dass grüne Aktien so tief gefallen sind. Ein Grund für den Umschwung ab Anfang 2021 war die Überspekulation im Jahr 2020, als sich die Kurse grüner Aktien, gemessen am MSCI Global Alternative Energy Index, im Durchschnitt mehr als verdoppelten. Zahlreiche Aktien vervielfachten ihren Wert innerhalb kurzer Zeit.

Steigende Zinsen belasten grüne Aktien auf zweifache Weise

Als diese Spekulationsblase platzte, ging es kräftig nach unten. Verstärkt und verlängert wurde die Leidenszeit durch mehrere andere Faktoren: Zunächst waren es Corona-bedingte Lieferengpässe bei Rohstoffen und anderen Vormaterialien, dann extreme Verteuerungen der Produktion aufgrund der Inflation. Als dann ab 2022 auch noch die Zinsen weltweit deutlich anzogen, bremste das die Nachfrage nach Windkraft-, Solar- und Wasserstoffprojekten gewaltig. Denn die Finanzierungskosten schnellten in die Höhe und ließen so manches geplante Projekt unrentabel werden. Schließlich spielen Kredite bei vielen grünen Projekten, insbesondere bei Windparks auf hoher See, die dominierende Rolle für die Finanzierung. Hinzu kam, dass die Bewertungen von Unternehmen mit hohem Wachstumstempo unter den höheren Zinsen besonders stark litten. Denn der Abzinsungsfaktor künftiger Gewinne auf den Gegenwartswert stieg mit den Zinsen.

Nicht zuletzt haben mehrere Staaten ihre Förderung erneuerbarer Energie reduziert und die Vorschriften verschärft. Das alles hat zusammen genommen dazu geführt, dass die Unternehmen aus dem grünen Sektor reihenweise ihre Gewinnziele verfehlt haben und ihre Prognosen eindampfen mussten. Und so etwas nehmen Anleger bekanntlich übel. Kursverluste von 10  bis 20 Prozent waren nach solchen Horrormeldungen für grüne Aktien keine Seltenheit.

Stimmungsumschwung sorgt für Erholung

Seit November hat sich die Stimmung allerdings wieder aufgehellt. Analysten sahen und sehen auf dem aktuellen Kursniveau vor allem für langfristig orientierte Anleger wieder gute Chancen. Denn dass das Wachstumstempo bei Erneuerbaren hoch bleiben wird, gilt als ausgemachte Sache. Die staatliche Förderbank KfW hat im Oktober ausgerechnet, dass allein in Deutschland bis 2045 rund 5 Billionen Euro an Klimaschutzinvestitionen nötig sein werden. Das wären durchschnittlich 191 Milliarden Euro pro Jahr.

Durch die starken Kursverluste und dank Kosteneinsparungen sollte sich nach Expertenschätzungen die Ertragslage und damit die Bewertung vieler grüner Unternehmen allmählich wieder verbessern. Das lässt sich auch am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI Global Alternative Energy Index ablesen. Diese wichtige Bewertungsziffer soll 2024 mit rund 19 nur noch halb so „teuer“ sein wie 2023 mit über 37.

 
Foto von Max Saeling auf Unsplash
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