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Jahresprognose 2021: Risiken für Börsenaufschwung?

Irritierende Übereinstimmung: Selten zuvor war sich die Mehrheit der Finanzexperten bei der Jahresprognose 2021 so einig. Mehrheitlich gehen Sie davon aus, dass 2021  uns eine Fortsetzung des fulminanten Börsenaufschwungs der letzten neun Monate bescheren wird. Die Gründe, die die Experten dafür nennen, ähneln sich sehr. Und fast allen ist gemeinsam, dass von Risiken nicht viel die Rede ist. Dabei gibt es durchaus Gefahren, und sie können die Hausse immer wieder unterbrechen oder gar gefährden. Wo aber lauern Risiken?

Klar, die Grundvoraussetzungen für eine Fortsetzung des Kursaufschwungs sind hervorragend:

  • Noch nie war die Finanzpolitik auf der ganzen Welt so expansiv wie derzeit.
  • Noch nie haben die Notenbanken weltweit so viel Geld zum Nulltarif über Wirtschaft und Finanzmärkte ausgeschüttet.
  • Zu diesen beiden Faktoren kommt die Erwartung hinzu, dass die beginnenden Impfungen das Ende der Pandemie im Jahresverlauf einleiten.
  • Da sich zudem bei Verbrauchern und Unternehmen ein enormer Nachholbedarf aufgestaut hat, scheint eine im Jahresverlauf kräftig werdende Erholung der Konjunktur vorgezeichnet.
  • Das treibt die Aktienkurse, zumal Zinsanlagen noch für lange Zeit kaum Erträge oder gar negative bringen und damit als Rendite-Konkurrenz zu Aktien weitgehend ausfallen.

Der Optimismus in der Jahresprognose 2021 ist nicht zu bremsen

Der Boden für ein neues Jahr der Aktie scheint also bestens vorbereitet. Zumindest in der Theorie. Das sehen immer mehr Anleger so, private ebenso wie die marktbestimmenden institutionellen Investoren. Die starken Zuflüsse in Aktien-ETF und -Fonds belegen das, ebenso die viel beachteten monatlichen Umfragen der Bank of America bei den wichtigsten internationalen Fondsmanagern. Sie zeigten im Dezember den größten Optimismus für Aktien seit drei Jahren an. Und noch etwas kommt hinzu. Leerverkäufer, die auf sinkende Kurse wetten, haben sich nämlich zunehmend zurückgezogen. Außerdem haben viele Aktien aus dem Technologiebereich historisch hohe Bewertungen erreicht haben. Dies zusammengenommen deutet darauf hin, dass Teile der Börsen extrem heiß gelaufen sind und Risiken weitgehend ausgeblendet werden.

Enttäuschte Erwartungen können Korrektur auslösen

Diese Sorglosigkeit und der überbordende Optimismus sind wohl zumindest kurzfristig die größten Risiken. Viele Experten sehen in ihrer jeweiligen Jahresprognose 2021 nur die positiven Einflüsse und Erwartungen. Fakt ist aber: Wenn aber alle in die gleiche Richtung denken und handeln, ist ein guter Teil der potenziellen Anlagemittel bereits investiert. Die Nachfrage nach Aktien wächst dann zwar immer noch, aber die Intensität lässt nach. In so einem Umfeld können schon eine relativ geringe Abweichung von der Mehrheitsmeinung und enttäuschte Erwartungen das Kursgebäude beben lassen, also eine deutliche Korrektur auslösen.

Mehrere Risiken für den Börsenaufschwung

Vor allem in diesen Bereichen kann es zu den Enttäuschungen kommen – und die Jahresprognose 2021 vieler Experten Makulatur werden lassen:

  • Weichenstellung in den USA
    Ein wichtiger Einflussfaktor wird heute in den USA entschieden: Falls bei der Nachwahl in Georgia beide Senatorensitze an die Demokraten fallen, hat der künftige Präsident Joe Biden viel mehr Möglichkeiten, seine Politik durchzusetzen. Denn dann kann der Senat ihn nicht mehr ausbremsen.  Und das bedeutet, dass manche von Trumps Steuersenkungen und Deregulierungen im Finanzsektor wieder Geschichte werden dürfte – falls Biden seine Wahlversprechen hält. Wenn es so kommt, würden die Unternehmensgewinne im Durchschnitt laut Analystenberechnungen um rund 10% niedriger ausfallen als bisher kalkuliert. Und das könnte der Welt-Leitbörse Wall Street einen argen Dämpfer versetzen.
  • Rückschläge bei der Pandemie
    Risiken bestehen auch weiterhin in punkto Covid19-Pandemie. Fast alle Analysten gehen davon aus, dass es nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell mit dem Impfen vorangeht, und schon in wenigen Monaten die Covid-Zahlen deutlich sinken werden. Bei Impfstoffen, die in Rekordzeit zugelassen werden und bei denen die langfristigen Wirkungen kaum erforscht sind, sind das recht optimistische Annahmen. Sie bieten Enttäuschungspotenzial und könnten damit auch den erwarteten Konjunkturaufschwung bremsen oder gefährden.
  • Inflation als verkannte Gefahr
    Ein weiteres Risiko geht von einer stärkeren Inflation als erwartet aus. Falls die Konjunktur durchstartet, werden viele Unternehmen versuchen, ihre Corona-Einbußen wettzumachen, also den Preisspielraum auszureizen. Das lässt sich seit Monaten schon an den Rohstoffmärkten beobachten, und das kann auf andere Branchen übergreifen, sobald sich der Konsum- und Investitionsstau auflöst.
    Hinzu kommen vom Staat ausgehende Preissteigerungen, in Deutschland durch die Normalisierung der Mehrwertsteuer und die CO2-Abgabe. Zusammen mit der laxen Geldpolitik bietet das einen Nährboden für das Wiedererwachen der Inflation.

Manche Jahresprognose 2021 vergisst Inflationsrisiken

Selbst wenn die Inflationsraten “nur“ auf das Notenbankziel von rund 2% klettern, bedeutet das bei den aktuellen Zinsen eine beachtlichen realen Vermögensverlust. Dann werden die Großanleger bei Staatsanleihen höhere Rendite verlangen. Denn minus zwei bis minus drei Prozent Rendite können sich Versicherer, Pensionsfonds etc. auf Dauer nicht leisten. Steigende Anleihezinsen, die durch Kaufzurückhaltung der Anleger und den riesigen Kredithunger der Staaten gefördert würden, wären dann die Folge. Und sie sind in der Regel Gift für Aktien, weil Zinsanlagen dadurch konkurrenzfähiger werden.

Nimmt man die Gefahren hinzu, die von einer Ausweitung des Handelskriegs USA-China und einer dauerhaft extrem expansiven Geld- und Finanzpolitik ausgehen, wird klar: Die Rahmenbedingungen mögen auf den ersten Blick günstig aussehen. Trotzdem wird 2021 den Börsen keine Einbahnstraße nach oben bieten. Der erste Börsentag des Jahres mit seinen hektischen Kursbewegungen hat ja dafür bereits einen Vorgeschmack geliefert.

Photo von Esee Hicolave auf Unsplash

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