Die Bundesbank sieht in Deutschland wachsende Kreditrisiken. In ihrem Finanzstabilitätsbericht 2019, den sie Ende voriger Woche vorgelegt hat, warnt sie eindringlich davor, dass Banken die Kreditgefahren unterschätzen, weil der Anteil der relativ riskanten Kreditnehmer in der Konjunkturflaute zugenommen habe. Das klingt merkwürdig, bestraft doch die EZB Geldinstitute, die zu wenig Kredite vergeben, seit Jahren mit Strafzinsen und drängt sie damit zu einer unvorsichtigeren Darlehenspolitik.
Im September hat die EZB die negativen Einlagenzinsen von 0,4% auf 0,5% „erhöht“. Die Idee dahinter: Dadurch sollen die Banken einen noch stärkeren Anreiz als bisher bekommen, das Geld an Unternehmen zu verleihen, statt es auf Konten bei der Zentralbank zu parken. Da die Konjunktur in der Eurozone und insbesondere in Deutschlands Industrie lahmt, ist jedoch klar, dass die Zahl der Firmen, die eigentlich nicht mehr kreditwürdig sind, steigt. In so einem Umfeld mehr Darlehen zu verleihen ist natürlich gefährlich – aber von der EZB so gewollt.
Da sich die Banken gute Schuldner nicht nach Belieben schnitzen können, müssen sie notgedrungen einen größeren Anteil schwacher Schuldner finanzieren. Das erhöht das Kreditausfallrisiko und macht dadurch, so die Bundesbank das Finanzsystem verwundbar, zumal die meisten Banken die wachsenden Risiken des Klimawandels für die Unternehmen noch gar nicht einkalkuliert haben.
Da die Geldinstitute diesen Zusammenhang kennen, weichen sie seit Jahren besonders gern auf Baudarlehen aus, weil sie dort angesichts steigender Immobilienpreise und starker Nachfrage weniger riskante Schuldner vermuten. Aber auch da findet die Bundesbank ein Haar in der Suppe: Die Werthaltigkeit von Kreditsicherheiten könnte überschätzt werden, weil die privaten Haushalte und die sie finanzierenden Banken den Preisanstieg fortschreiben, warnt sie.
Das alles klingt schizophren. Auf der einen Seite treibt die EZB mit ihrem Leitzins von Null, ihren Strafzinsen für Banken und mit der Liquiditätsflut, den die gewaltige Ausweitung der EZB-Bilanz verursacht hat, die Geldinstitute in eine gewagtere Kreditvergabe. Auf der anderen Seite warnt sie vor riskanter Kreditvergabe, und die Bundesbank hat zudem angeordnet, dass die deutschen Banken in den kommenden 12 Monaten einen zusätzlichen Kapitalpuffer aufbauen müssen, um die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems gegenüber zyklischen Risiken zu verbessern. Eine stringente Politik sieht anders aus.
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Eine Sauerei mit den Strafzinsen. Wohin soll das noch alles führen? Man kann nur mit dem Kopf schütteln.