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Testkäufer sind eine Verschwendung von Steuergeldern

Politisch macht sich das sicher gut, wenn Ilse Aigner Testkäufer in die Banken schicken will, wie sie kürzlich angekündigt hat. So leicht ist das Ganze aber nicht. Denn viele Banker dürften das Spiel schnell durchschauen und die Testkäufer als solche erkennen. Eine Verschwendung von Steuergeldern ist es obendrein.

Gleich vorweg: Testkäufe will ich keineswegs verteufeln. Sie sind durchaus sinnvoll. Als Journalistin und ausgebildete Bankerin habe ich selbst viele geführt – erst als Beraterin, später selbst als Testerin. BEi meinen Recherchen fand ich es immer wieder spannend zu sehen, was die Berater alles aus der Schublade ziehen. Am Ende läuft es immer auf eins hinaus: Verkauf. Der Berater muss seine Produkte an den Mann oder die Frau bringen. Da unterscheidet er sich nicht von einem Autoverkäufer.

Die Berater agieren heute im Wesentlichen nicht anders als vor der Krise. Es gibt zwar die Pflicht, ein Beratungsprotokoll zu erstellen, doch der Verkaufsdruck ist nach wie vor groß – und am Ende wollen die Chefs Provisionserträge sehen. Je mehr desto besser. Da sind Sparkassen oder Genossen nicht besser als die Großbanken. Auch in der ländlichen Filiale wird – mit ganz wenigen Ausnahmen – vertickt, was Provisionen bringt. Das muss dem Kunden klar gemacht werden. Ich fürchte, der vertraut sein Geld heute genauso sorglos und unkritisch dem Bankberater an wie vor der Krise.

Wäre es nicht wichtiger hier anzusetzen? In Sachen finanzieller Bildung hat Deutschland viel aufzuholen. Und die Testkäufe kann sich Ilse Aigner sparen, wenn sie einen Blick auf die Absatzzahlen wirft, was in den Banken oder bei den Versicherungen tatsächlich verkauft wird. Obendrein sind Bewertungen der Qualität einer Anlageberatung nicht so leicht wie eine Bewertung von Konsum- oder Verbrauchsgütern.

Im Gespräch findet der Berater oft schnell heraus, dass das vermeintliche Kundenanliegen doch nicht ganz ernst gemeint ist. Merkt er das, spielt er das Spiel meist mit und legt sich für eine gute Beurteilung ins Zeug – er weiß ja nicht, woher die Tester kommen. So kann er im Gespräch auch margenschwächere Produkte als sonst üblich auftischen– und schon steht die Bank gut da. Fragwürdig, ob die Testkäufer, die Aigner ins Feld schicken will, das durchschauen.

Und objektiv beurteilen lässt sich mit einem Gespräch die Qualität einer Beratung ohnehin nicht. Auch bei vielen Tests sind die Ergebnisse nur schwer vergleichbar, weil die Tester unterschiedlich werten. Ich hoffe, Frau Aigner verabschiedet sich von der Testkäufer-Idee wieder schnell. Für die Verbraucher sind mehr als nur eine Verschwendung von Steuergeldern. Sie sind auch kontraproduktiv. Denn sie rauben den Beratern die Zeit – und die fehlt dann für das echte Beratungsgespräch.

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