Er hat zweifellos Geschmack daran gefunden, Staaten mit Strafzöllen und Sanktionen zu quälen, die angeblich amerikanischen Interessen zuwider handeln. Was aber Donald Trump mit den angedrohten Strafen auf brasilianische und argentinische Stahl- und Aluminiumeinfuhren in die USA vorhat, ist ein besonderer Auswuchs seiner selbstherrlichen Wirtschaftsignoranz. Denn er will die beiden Staaten für die Abwertung ihrer Währungen bestrafen.
Die aber ist keineswegs von Brasiliens und Argentiniens Regierungen gewollt. Ganz im Gegenteil, sie kämpfen sogar mit Stützungskäufen und anderen Maßnahmen gegen den Kursrutsch von Real und Peso, der vom Devisenmarkt aus relativ gutem Grund erzwungen worden ist: In den zwei größten lateinamerikanischen Ländern schnellt die Staatsverschuldung immer schneller nach oben und hat ein kritisches Niveau erreicht. Da bangen die ausländischen Investoren natürlich um die Rückzahlung der Staatsanleihen beider Länder.
In Brasilien strebt die Staatsverschuldung, die noch 2014 bei moderaten gut 60% der Wirtschaftsleistung (BIP) gelegen hatte, munter Richtung 100%. Die 90%-Marke wurde in diesem Jahr locker übersprungen. Hinzu kommt, dass Staatschef Bolsonaro durch wirtschaftliche Ignoranz glänzt. Er verkündet sogar stolz, dass er von Wirtschaft keine Ahnung habe. Das sind keine guten Voraussetzungen, sein Land aus dem Schuldensumpf herauszuführen, zumal das Land politisch gespalten ist und immer wieder von Streiks heimgesucht wird.
Argentiniens Ex-Präsident Macri hat es sogar geschafft, die Staatsverschuldung von rund 45% innerhalb von fünf Jahren auf über 90% zu verdoppeln. Eine Verdoppelung ist ihm auch mit der Inflationsrate „gelungen“. Sein vor einem Monat gewählter Nachfolger Fernandez steht deshalb vor einem Scherbenhaufen. Ein Schuldenschnitt, wie ihn seine Vizepräsidentin Christina Kirchner schon einmal gemacht hat, steht im Raum. Da fliehen die Anleger natürlich aus der Währung, und die Argentinier decken sich mit Dollar ein.
Die Abwertungen von Real und vor allem Peso sind so stark, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaften dadurch natürlich zunimmt. Und das ist Trump vor allem bei den Agrarexporten ein Dorn im Auge, gefährden sie doch die ohnehin schwierigen Geschäfte „seiner“ amerikanischen Farmer, die zu seinen wichtigsten Unterstützern zählen.
Mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium würde Trump die Abwertung von Real und Peso jedoch weiter beschleunigen statt sie zu bremsen. Und dann würde der Preis- und Konkurrenzdruck auf die US-Farmer noch weiter wachsen. Dass Trump das einsieht, ist eher weniger zu erwarten. Und das sind schlechte Vorzeichen auch für eine Einigung im US-chinesischen Handelskrieg und für die angedrohte Erhöhung der Strafzölle auf französische Luxusgüter wegen der Pariser Digitalsteuer.
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