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Anleger können an der Börse gezielt Stoppkurse setzen
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Stoppkurse: Unterschiede verstehen und richtig setzen

Steigen die Aktienkurse weiter oder kommt es doch zum Crash? Anleger, die weiter an der Börse engagiert bleiben wollen, aber lieber aussteigen, wenn die Kurse purzeln, setzen Stoppkurse. Dabei gibt es verschiedene Varianten. Gut zu wissen, wo die kleinen Unterschiede im Detail liegen. Und mindestens genauso wichtig: Den Stoppkurs richtig setzen.

Das Prinzip einer Stopporder

Eine Stopporder an der Börse ist wie Rad- oder Motorradfahren mit Helm. Das Schöne daran: zusätzlicher Schutz für wenig Geld. Die Aufträge sind bei den meisten Banken und Onlinebrokern kostenlos und können problemlos geändert oder gelöscht werden. Doch es gibt unterschiedliche Varianten, die Sie kennen sollten:

    • Stop-Loss-Order
    • Stop-Limit-Order
    • Trailing-Stop-Loss-Order
    • OCO – One-Cancel-the-Other

Am Rande: Auch wenn hier stets die Rede von Stopporders und Verkäufen ist, es gibt sie auch für Käufe. Stop-Buy, Stop-Limit-Buy oder Trailing-Stop-Buy bieten aber nicht alle Broker und Börsen an, da die Nachfrage geringer ist.

Stop-Loss-Order

Prinzip: Erreicht der Aktienkurs das vorgegebene Stop-Loss-Limit, wird die Aktienposition verkauft.

In dem Moment, in dem die Stop-Loss-Marke touchiert wird, mutiert der Auftrag zu einer Verkaufsorder ohne Limit. Daher kann der Abrechnungskurs sowohl oberhalb des vorgegebenen Stop-Loss-Limits, aber auch deutlich darunter liegen.

Risiko: Der nächstmögliche Kurs ist so tief, dass man zu diesem eigentlich nicht mehr verkaufen wollte, sondern die Position lieber behalten hätte.

Stop-Limit-Order

Prinzip: Erreicht der Aktienkurs das Stop-Limit, wird der Auftrag zu einem Verkaufsauftrag mit Limit.

Die Stop-Limit-Order ist eine Weiterentwicklung der gewöhnlichen Stopp-Loss-Order. Der Anleger gibt für eine Stop-Limit-Order zwei Limite vor: Erstens: das Stop-Loss-Limit und zweitens das Limit für den Verkauf. Das erste Limit aktiviert sozusagen den zweiten Auftrag. Erreicht die Aktie beim Stop-Limit-Auftrag den Stoppkurs, mutiert die Order nicht zum unlimitierten Verkauf wie bei einer gewöhnlichen Stop-Loss-Order, sondern wird zu einem Verkauf mit Limit. Daher kann der Ausführungspreis nur dann unterhalb des Stop-Loss-Limits liegen, wenn das Limit für den Verkaufsauftrag tiefer ist als das Stop-Limit.

Risiko: Bei rasanten Kurseinbrüchen wird der limitierte Verkaufsauftrag womöglich nicht ausgeführt, wenn das Limit zu hoch angesetzt ist. Die Ordervariante eignet sich daher nur für Anleger, die regelmäßig einen Blick auf die Kursentwicklung werfen und gegebenenfalls das Limit schnell ändern können.

Trailing-Stop-Loss-Order

Prinzip: Sich selbst aktualisierende Stoppkurse. Das Stop-Loss-Limit wird kontinuierlich nach oben angepasst, solange der Aktienkurs steigt. Dreht der Markt und der Kurs fällt, wird verkauft.

Notiert eine Aktie beispielsweise 30 Euro und ein Anleger gibt eine Trailing-Stop-Loss-Order mit einem Abstand von drei Euro auf, würde der Stop-Loss-Kurs zunächst 27 Euro lauten. Steigt die Aktie nun um fünf Euro, also von 30 auf 35 Euro, wird der Stop-Loss-Kurs automatisch um fünf Euro nach oben angepasst und klettert auf 32 Euro. Damit beträgt der Abstand wieder drei Euro. Solange die Aktie steigt und den Abstand von drei Euro nicht durchbricht, wird das Limit weiter nach oben angepasst. Also beispielsweise bei einem Anstieg der Aktie auf 39 Euro lautet das Trailing-Stop-Limit 36 Euro. Erst wenn die Aktie korrigiert und unter 36 fällt, wird die Stop-Loss-Order aktiviert und zum unlimitierten Verkauf.
Je nach Bank oder Broker kann der Abstand zwischen aktuellem Kurs und Stop-Loss in Euro oder in Prozent festgesetzt werden. Manche Banken bieten beide Möglichkeiten, dann kann der Anleger selbst entscheiden.

Risiko: Wählt man die Stop-Marke in Euro, wird der prozentuale Abstand mit steigenden Kursen geringer und muss von Zeit zu Zeit angepasst werden. Zudem besteht das Risiko wie bei Stop-Loss beziehungsweise Trailing-Stop-Loss.

Trailing-Stop-Loss: Erweiterte Varianten

Üblicherweise mutiert die Trailing-Stop-Loss-Order zum unlimitierten Verkauf. Spezialbroker bieten aber auch Trailing-Stop-Loss-Limit-Orders an. Hier erhält der Verkauf ebenfalls ein Limit, wie bei einer Stop-Limit-Order.

OCO – One-Cancel-the-Other

Prinzip: Eine Order wird gelöscht, wenn die andere ausgeführt wurde.

In der Praxis werden hier zwei Aufträge erteilt, ein Verkauf und eine Stop-Loss-Order. Damit wird nach einem Kursanstieg oder im Falle eines Rückschlags die Position verkauft. Billigt man zum Beispiel einer Aktie 30 Prozent Kurspotenzial zu und will bei einem Kursrückschlag von 10 Prozent aussteigen, kommt eine OCO-Order in Frage. Damit wandert gleichzeitig ein limitierter Verkaufsauftrag und eine Stop-Loss-Order in den Markt. In unserem Beispiel erhält der Verkaufsauftrag das Limit 39 Euro und der Stop-Loss-Auftrag das Limit 27 Euro. Sobald einer der beiden Aufträge ausgeführt wird, erlischt der andere. Beim Stop-Loss ist – abhängig von Broker und Börsenplatz – sowohl eine normale Stop-Loss-Order als auch eine Stop-Limit-Order möglich.

Risiko: Verbessern sich die Geschäftsaussichten für ein Unternehmen, wird die Position möglicherweise zu früh verkauft, sprich das Kurspotenzial nicht ausgereizt.

Stoppkurs: Pro und Contra

Generell sind Stoppkurse eine Frage der Anlagephilosophie. Trader, die kurzfristig agieren, nutzen sie häufig. Langfristanleger hingegen weniger, sie kaufen und sitzen Rückschläge aus. Viele Anleger haben in den vergangenen Jahren auch häufiger die Erfahrung gemacht, dass die Kurse nur kurzzeitig eingebrochen sind und danach relativ schnell wieder gestiegen sind. Bestes Beispiel ist der Corona-Crash. Erholen sich die Märkte nach einem kurzen Rücksetzer wieder, sind die Bestände verkauft, und der Anleger hat oft keine Chance mehr zum vorherigen Kurs einzusteigen. Wer also Rücksetzer aussitzen kann und überzeugt von der Wahl seiner Papiere ist, kann auch ohne Stoppkurse agieren. Sie sollten aber dennoch regelmäßig die Kurse beobachten und notfalls verkaufen, wenn sich das Umfeld gravierend ändert.

Bestände regelmäßig überprüfen

Insbesondere Anleger, die bevorzugt auf Einzelwerte setzen, sollten die psychologischen Faktoren bedenken. Nur zu gern redet man sich das Szenario schön. Argumente wie „die Aktie erholt sich wieder“ oder „das ist nur vorübergehend, ein einmaliger Ausrutscher in den Quartalszahlen“ etc, dienen meist nur der persönlichen Beruhigung. Man findet immer Gründe, warum sich alles zum Besseren entwickeln wird. Aber an der Börse läuft nicht immer alles nach Plan. Falsche Hoffnungen und Schönreden bringen keine Gewinne. Stimmen die Rahmenbedingungen nicht mehr, ist es besser Bestände aufzulösen. Daher sollten auch Langfristanleger ihre Bestände regelmäßig auf den Prüfstand stellen und hinterfragen, ob die einzelnen Positionen weiter aussichtsreich sind und zum Gesamtportfolio passen.

Verluste ausgleichen ist schwer

Ist der Kurs eines Papiers erst einmal im Keller, wird es umso schwerer, den Verlust wieder aufzuholen. Ein Kurseinbruch um 50 Prozent bedeutet, dass sich der Kurs von diesem Niveau aus verdoppeln muss, damit der Einstandspreis wieder erreicht wird.

Soviel Gewinn ist notwendig, um entstandene Verluste wieder auszugleichen:

VerlustErforderlicher Gewinn
-10 Prozent11,1 Prozent
-20 Prozent25 Prozent
-40 Prozent66,7 Prozent
-60 Prozent150 Prozent
-80 Prozent400 Prozent
-90 Prozent900,6 Prozent

 

Stoppkurse schützen also auch vor Fehleinschätzungen und -entscheidungen. Gerade für Anleger, die wenig Erfahrung haben oder nicht diszipliniert handeln, sind sie wichtig. Und sie beruhigen. Anleger, die nicht ständig das Marktgeschehen verfolgen oder auch mal länger auf Reisen sind, können sich so gelassen zurücklehnen und entspannen.

Trader mit guter Selbstdisziplin setzen sich oft selbst Marken und verkaufen, wenn die erwartete Entwicklung eingetreten ist oder die Verluste eine bestimmte Schwelle erreichen. Sie brauchen nicht unbedingt eine Stopporder, da sie sich auch schnell von einer Aktie trennen, die nicht gut läuft.

Stoppkurse richtig setzen

Ein Tipp, der übrigens nicht nur für Stoppkurse, sondern auch für normale Verkaufsorders gilt: Setzen Sie bei Verkaufsaufträgen das Limit nie unterhalb einer runden Marke! Mit einer runden Marke sind Kurse von 10, 15, 20 Euro gemeint. Und Sie lesen richtig, immer oberhalb und nicht darunter! Der Grund ist schnell erklärt: Runde Marken werden in der Regel getestet, das heißt, wenn eine Aktie beispielsweise bei elf Euro notiert und sich in Richtung zehn Euro bewegt, wird diese Marke häufig auch touchiert – oft notiert der Kurs dann noch deutlich darunter. Denn bei Kursen um zehn Euro liegen erfahrungsgemäß viele Stopp-Loss-Aufträge in den Orderbüchern. Das heißt, viele Aktien werden dann automatisiert verkauft. Und das drückt die Kurse weiter nach unten.

Schnäppchenjäger läuern

Das wissen die Schnäppchenjäger, sie positionieren daher gerne Kauforders mit Limiten unterhalb von zehn Euro bzw. glatten Kursmarken. Werden die ersten Stopporders ausgelöst, fällt der Kurs und rutscht schnell unter die runde Marke von zehn Euro ab. Da kaum jemand einen Kaufauftrag mit Limit 9,99 Euro in den Markt legt, sondern das Limit eher bei 9,70 oder 9,80 Euro setzt, kommen die unlimitierten Verkäufe aus den Stopp-Loss-Aufträgen dann zu diesen tiefen Kursen zur Ausführung. Daher macht ein Stop-Loss-Limit von 10,20 Euro mehr Sinn als eines von 9,80 Euro.

 

Foto: davidvives90/pixabay

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