Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF

Home » Unser Blog zu Geldanlage, Börse und ETF » Konjunktur & Wirtschaft » So tief waren die Zinsen noch nie

So tief waren die Zinsen noch nie

Wer heute eine Bundesanleihe mit 10 Jahren Laufzeit kauft, muss zahlen: Finanzminister Scholz bekommt für neue Staatsschulden so viel Zinsen wie noch nie. Denn die Rendite dieser Schuldverschreibung ist mit minus 0,22% auf ein neues Rekordtief gefallen. Und viele Experten erwarten, dass die Anleihezinsen noch weiter abrutschen werden.

Der Auslöser diesen neuerlichen Zinsverfalls war die Ankündigung erweiterter US-Strafzölle gegen China Anfang Mai. Das sowie später die geplanten Strafzölle gegen Mexiko haben viele Anleger davon überzeugt, dass die die Gefahr groß ist, dass die Weltkonjunktur nicht, wie noch vor einigen Wochen erwartet, in der zweiten Jahreshälfte nach oben drehen wird. Die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes, die als beste Frühindikatoren der Wirtschaftsentwicklung gelten, haben diese Befürchtung bestätigt. In den meisten Ländern hat sich das Konjukturklima im Mai weiter verschlechtert, insbesondere in der Industrie. Der JP Morgan Global Manufacturing Index, der die Aussichten in 40 Ländern misst, hat das tiefste Niveau seit Herbst 2012 erreicht.

Seit der Verschärfung des Handelskriegs USA-China sind die Renditen der 10jährigen Bundesanleihen um rund einen viertel Prozentpunkt gefallen. In anderen Ländern ging der Zinsrutsch noch stärker vonstatten, vor allem in den USA mit einem Minus von fast einem halben Prozentpunkt. Dort nähert sich die Rendite der 10jährigen Staatsanleihen wieder der 2%-Marke an. Und da gestern ein führender US-Notenbanker angedeutet hat, dass es bald zu einer Leitzinssenkung kommen wird, rechnen nun einige US-Investmentbanken damit, dass die Fed in diesem Jahr zwei Zinssenkungen beschließen wird. Erinnern wir uns: Noch im November/Dezember 2018 waren die meisten Experten davon ausgegangen, dass die Fed die Zinsen 2019 dreimal erhöhen wird. Diese Zinsfurcht hatte damals die Börsen in die Tiefe rauschen lassen.

Nun sind es die Erwartungen fallender US-Notenbankzinsen, die den Börsen in diesen schwierigen politischen und konjunkturellen Zeiten eine Stütze bieten. Denn klar ist: In den USA wird die Fed frühestens Mitte 2020 wieder an Zinserhöhungen denken. Und in Euroland wird erwartet, dass die EZB frühestens 2021 den Leitzins von derzeit Null anheben wird. Das übt weiter Druck auch auf die Anleihenrenditen aus. Der Wahnsinn, dass Anleger dem Bundesfinanzminister 0,22% pro Jahr dafür zahlen, dass sie 10jährige Bundesanleihen kaufen dürfen, – bei fünfjährigen sogar 0,58% – geht also noch lange weiter. Und das macht Aktien trotz verschlechterter Unternehmensgewinne und politischer Konflikte im Vergleich zu Zinsanlagen einigermaßen attraktiv.

Weitere Beiträge
Schlagwörter:
Politik
0 Kommentare

Kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis zum Datenschutz

Themen

Archiv

Autoren

Blog abonnieren

Unsere Bücher

Alle Bücher

Unser Team