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Ist Trumps Reform der Unternehmensteuern wirklich so verrückt?

Die Chancen für eine Verabschiedung von Donald Trumps Lieblingsprojekt Steuerreform haben sich in den letzten Tagen verbessert – und seither nimmt auch die Kritik wieder zu, insbesondere an der vorgesehenen Senkung der Körperschaftsteuer von 35% auf 20%. Ist die teilweise harsche Ablehnung aber tatsächlich berechtigt?

Wenn man die harten Fakten heranzieht, nicht wirklich. In den Medien und bei vielen Politikern wird gern die gewaltige Reduzierung der Unternehmensteuern gegeißelt – aber gerade hier hat der US-Präsident gute Argumente. Schließlich war nach einer Statistik des deutschen Finanzministeriums in keinem Industrieland 2016 der Körperschaftsteuersatz so hoch wie in den USA. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern ist er in den letzten beiden Jahrzehnten auch nicht drastisch gesenkt worden sondern gleich geblieben.

Mit einem Höchstsatz der Körperschaftsteuer von 35% liegen die USA weit vor den meisten anderen Staaten. In Deutschland beträgt er mit 15% weniger als der Hälfte, die Mehrzahl der Industriestaaten bewegt sich zwischen 19 % und 25%. Und einige Länder, die von US-Unternehmen als Steueroasen genutzt werden, berechnen noch tiefere Sätze: Irland und Zypern verlangen jeweils nur 12,5%, Luxemburg liegt mit 21% ebenfalls weit unter den amerikanischen Unternehmensteuern. Konzerne wie Apple, Google (bzw. deren Mutter Alphabet) oder Amazon nutzen dieses Steuergefälle bekanntlich schamlos aus, um nicht nur in ihrem Hauptsitz USA, sondern auch in den Ländern, in denen sie aktiv sind, Steuerzahlungen möglichst zu vermeiden. Ein Grund, warum Trump die Steuersätze so niedrig haben will, ist ja, dass er damit die Billionen Dollar an Kapital, die aus steuerlichen Gründen aus den USA verlagert worden sind, zurückholen möchte. Und weil er den Wildwuchs an Abzugsmöglichkeiten beschneiden möchte. Denn die 35% Körperschaftsteuer reduziert sich durch Abschreibungen und andere Entlastungen im Durchschnitt auf einen effektiven Steuersatz von 20% bis 25%.

Auch wenn man die Körperschaftsteuer nicht isoliert betrachtet, sondern die anderen Unternehmensteuern mit einbezieht – in Deutschland ist das vor allem die Gewerbesteuer – stehen die USA ganz oben in der nominalen Steuerbelastung: 2016 lag sie für den Staat New York (viele US-Bundestaaten haben eigene Unternehmensteuern) bei knapp 40%, in Deutschland bei fast 30% und damit relativ hoch. Die meisten anderen Länder kommen nur auf 12,5% bis 25% Gesamtsteuerbelastung für die Unternehmen.

Für sich allein betrachtet ist es also tatsächlich höchste Zeit, dass die USA ihre Körperschaftsteuersätze senken und das Steuersystem vereinfachen. Allerdings muss natürlich die Frage der Gegenfinanzierung seriös geklärt werden. Sonst schießt die gewaltige US-Staatsverschuldung von über 20 Billionen Dollar noch weiter nach oben.

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