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Gnadenloser Poker der drei großen Ölländer

Wenn die in OPEC+ organisierten Ölländer am Donnerstag ihre Krisensitzung abhalten, wird viel davon abhängen, ob die USA, die nicht dem Ölkartell angehören, einen nennenswerten Beitrag zur Preisstabilisierung leisten. Falls nicht, dürfte es kaum zu einer Einigung über massive Förderkürzungen kommen. Und dann würden die Ölpreise voraussichtlich noch tiefer fallen.

So ändern sich die Zeiten: 2014 im Zuge der Ukraine-Krise wollten die Hedge-Fonds-Legende George Soros und einige Politiker US-Präsident Obama dazu bewegen, einen Großteil der amerikanischen strategischen Öllagerbestände auf den Markt zu werfen. Dadurch sollte der Ölpreis von damals 100 Dollar auf 70 Dollar gedrückt werden. Das werde, so die Überlegungen, den Staatshaushalt Russlands so ruinieren, dass Moskau die Krim an Ukraine zurückgeben und Putin vielleicht aus dem Amt werfen werde.

Die USA ist heute eines der größten Ölländer

Heute wissen wir, dass Obama der Versuchung widerstand, der Ölpreis aber kurz danach trotzdem wie ein Stein fiel – bis auf Niveaus, wie sie auch jetzt wieder gelten. Jetzt aber ist es nicht Russland, das durch die tiefen Preise am meisten unter Druck steht, weil der Staat wenig Schulden und enorme Reserven in einem Staatsfonds angehäuft hat. Vielmehr leiden Saudi Arabien, dessen Staatshaushalt weitgehend von Öleinnahmen abhängt, und noch stärker die USA. Denn die Fracking-Unternehmen, die maßgeblich für Aufstieg der USA zum weltgrößten Ölförderer verantwortlich sind, müssen ein Vielfaches der Förderkosten der Saudis und Russen stemmen. Während Letztere auf Kosten von weniger als drei Dollar je Barrel kommen, liegen sie bei den meisten Frackern zwischen 30 und 60 Dollar. Mit Whiting hat vorige Woche das erste große Fracking-Unternehmen Bankrott angemeldet, und nach Ansicht von Experten werden bei den jetzigen Preisen noch viele folgen.

US-Präsident Trump will das auf jeden Fall verhindern. Nicht nur, weil die Ölindustrie zu seinen Unterstützern zählt, sondern vor allem, weil eine reihenweise Pleite von Frackern eine neue Finanzkrise auslösen könnte. Mehrere hundert Milliarden Dollar an Krediten stehen auf dem Spiel.

Ende voriger Woche hat Trump den Ölpreis zwar stark steigen lassen, als er verkündete, dass Saudi Arabien und Russland bei OPEC+ Förderkürzungen von 10 bis 15 Millionen Barrel durchsetzen würden. Von einer Beteiligung der USA an den Einschränkungen hat er jedoch nicht gesprochen.

Es kommt auf die drei Großen an

Im Vorfeld der um drei Tage auf Donnerstag verschobenen OPEC+-Sitzung wird hart gepokert. Trump hat gedroht, er werde hohe Zölle auf alle Öleinfuhren erheben, wenn das Kartell den Ölpreis nicht nach oben bringe. Das würde vor allem Saudi Arabien treffen. Und manche US-Politiker drohen mit Sanktionen, was insbesondere Richtung Russland zielt. Auf der anderen Seite wissen Moskau und Riad, wie schwierig die Lage der US-Ölindustrie ist und können Trump unter Druck setzen. Ohne eine US-Beteiligung wären 10 Millionen Barrel Förderkürzung kaum zu stemmen, ganz zu schweigen von 15 Millionen. Neben den USA müssten dazu auch andere große Ölstaaten wie Kanada, Mexiko, Großbritannien und Norwegen zu einem Abkommen beitragen. Die Lastenverteilung wird also extrem schwierig. Dabei ist noch gar nicht erwiesen, ob selbst 15 Millionen Barrel weniger Öl – das sind 15 % der Ölnachfrage vor der Corona-Krise – reichen würden, um den Preis nicht nur kurzfristig zu stabilisieren. Denn die Prognosen für das zweite Quartal deuten auf einen Nachfrageausfall zwischen 18 und 25 Millionen Barrel pro Tag hin.

Viel wird deshalb davon abhängen, ob die drei großen Ölländer, die fast 40 % der Welt-Produktion auf sich vereinen, einen Kompromiss finden. Saudi Arabien und Russland scheinen dazu bereit zu sein, bei den USA weiss man das nicht, auch weil Trump wie üblich widersprüchliche Signale sendet.

Foto: Art Tower, 7300 images/pixabay.com

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