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Freitagsfrage: Wie werden die Schattenbanken reguliert?

Der Bundestag hat in dieser Woche ein Gesetz verabschiedet, dass den unkontrollierten Handel mit Derivaten eindämmen soll. Bislang durften Marktteilnehmer Geschäfte untereinander machen, ohne dass irgendjemand informiert werden musste. Das soll sich ändern: Alle Deals müssen nun an ein zentrales Register gemeldet werden. Bestimmte Termingeschäfte müssen gar über eine zentrale Abwicklungsstelle laufen. Ist das Problem Schattenbanken so zu lösen?

Dass es ein Problem ist, darüber sind sich alle einig. Schattenbanken, also Finanzunternehmen, die nicht als Bank firmieren, haben nach allgemeinem Konsens die Finanzkrise wesentlich mitverursacht. Und seit 2007 haben die Regierungen weltweit den Finanzsektor enger an die Kandare genommen. Dennoch ist der Bereich Schattenbanken größer und größer geworden. Im November 2012 schätze der Finanzstabilitätsrat (FSB) der G20-Staaten das Geschäftsvolumen dieses Sektors für Ende 2011 auf 67 Billionen
Dollar. Andere Zahlen sind wesentlich höher – denn keiner weiß so ganz genau, wer wo was in diesem Sektor macht.

Schattenbanken sind all die Firmen, die den Job erledigen, den eigentlich die Banken machen sollten. Sie sammeln Geld von Sparern, Anlegern und Spekulanten und geben es an Firmen und Staaten, stecken es in Rohstoffe oder Immobilien – zumeist in Form von Wertpapieren, oft Derivaten. Zu den Schattenbanken zählen Hedgefonds, Geldmarktfonds aber auch Zweckgesellschaften, die von Banken gegründet werden. Kunden sind andere Banken, Unternehmen aber auch Kommunen und Staaten.

Ihren Aufschwung verdanken sie unter anderem der Krise, die sie selber mit ausgelöst haben. Denn in den folgenden Jahren wurde der offizielle Bankensektor immer strenger reguliert. Und Regulierung heißt einfach auch weniger Flexibilität und wesentlich höher Kosten für die Banken. Das war richtig und wichtig, verschaffte den Konkurrenten um die Anlagegelder aber eine schönen Wettbewerbsvorteil.

Höchste Zeit also, dass diese Konkurrenten nun auch enger an der Leine geführt werden. Doch wie immer ist das schwer zu lösen. Gerade die Hedge- und Geldmarktfonds agieren international, haben oft Depandancen in Steueroasen und sind schnell mit ihren Ausweichmanövern bei neuen Regeln. Dennoch kommen sie an den wichtigen Industrieländern nicht vorbei: Hier sitzen wesentliche Kunden und viele Anlageobjekte.

Gut also, dass die europäischen Länder wie Deutschland nun EU-weit die Registrierung der Geschäfte einführt. Allerdings: Das ist nur ein erster klitzekleiner Schritt. Denn das Gesetz beschränkt keinerlei Aktivitäten der Schattenbanken. Sie müssen nun nur einfach offenlegen, was sie machen.

Damit werden Aufseher und Politiker künftig bessere Zahlen haben und drohende Probleme früher erkennen. Eingreifen dürfen sie deshalb aber noch nicht. Auf Deutsch: Auch mit dem Gesetz sind die Schattenbanken ein weitgehend unregulierter Sektor. Es gibt noch viel zu tun.

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