Sie standen sozusagen kurz vor der Heiligsprechung, die deutschen Sparkassen. Nun aber wird vielen plötzlich klar: Auch sie sind Sünderlein. Allerdings haben sie das bisher hervorragend versteckt. Aber mit neuen Verlusten und der massenhaften Rating-Herabstufung „ihrer“ Landesbanken geraten auch die Sparkassen in Bedrängnis.
In Talkshows und Politiker-Interviews zum Thema Finanzkrise sind die Sparkassen zusammen mit den Genossenschaftsinstituten immer die Guten. So mancher Talk-Gast hat gar dazu aufgerufen, die Bankverbindung bei den Bösen, den Privatbanken, aufzulösen und dafür ein Konto bei den Sparkassen zu eröffnen. Denn angeblich haben die „Kleinen“ solide gewirtschaftet, nicht gezockt und deshalb auch den Steuerzahler nichts gekostet.
Spätestens mit der Rating-Herabstufung der meisten deutschen Landesbanken durch Moody`s, den neuerlichen Verlusten von LBBW und BayernLB und den gescheiterten Verkaufsverhandlungen für Teile der WestLB formiert sich Widerstand gegen das lieb gewordene Klischee. Denn es zeigt sich immer stärker – die meisten Sparkassen haben zwar mangels Größe auf der Weltbühne der Finanzmarktdramen nur am Rande mitgespielt, dafür aber haben es ihre Spitzeninstitute, die Landesbanken, ziemlich toll getrieben und horrende Verluste eingefahren.
Die Landesbanken gehören in der Regel teilweise den jeweiligen Ländern und zum Teil den Sparkassen. Allerdings – und das monieren zunehmend Experten wie der Bund der Steuerzahler – haben es die Sparkassen trefflich verstanden, die Lasten auf den Staat abzuwälzen und selbst vergleichsweise glimpflich davonzukommen. Beispielsweise hat der Freistaat Bayern nach dem BayernLB-Desaster die Mehrheit der Sparkassen-Anteile übernommen – aber dafür musste er die Verluste fast allein tragen. Insider behaupten unwidersprochen, dass viele kleine Sparkassen in ihrem Bestand gefährdet gewesen wären, wenn der damalige Finanzminister und künftige Sparkassenpräsident (!) Fahrenschon diesen sparkassenfreundlichen Deal nicht durchgezogen hätte. Dafür sitzen jetzt die Steuerzahler auf Milliardenverlusten.
Ähnliches ist in NRW mit der WestLB passiert. Die Sparkassen mussten zwar bluten, aber sie werden wohl nur einen Bruchteil der Lasten tragen müssen, die – nach dem gescheiterten Verkauf von WestLB-Teilen an HSBC Trinkaus – angeblich zweistellige Milliardenbeträge erreichen werden. Und das, obwohl ihnen die WestLB zu 50 Prozent gehört. Die Folgen des Verkaufsdesasters muss fast allein das Land bezahlen, das ohnehin finanziell arg klamm ist. Auch bei den Politikern regt sich deshalb allmählich Widerstand gegen die bewunderungswürdige Fähigkeit der Sparkassen, das Unschuldslamm zu spielen und andere für sich zahlen zu lassen – sozusagen als Opfergaben an Fast-Heilige.
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