Keine andere Aktie hat in diesem Jahr für so viel Furore gesorgt wie Tesla. Zeitweise mehr als eine Kursverdoppelung seit Jahresbeginn, Kursschwankungen von 20 Prozent und mehr pro Tag und jede Menge Spekulationen darüber, warum die Aktie des Elektroauto-Pioniers so eine rasante Kursfahrt hinlegt.
Vor genau einer Woche raste der Kurs der Tesla-Aktie um fast ein Viertel nach oben, nachdem sie schon an den Tagen zuvor zweistellige Gewinne verbucht hatte. Innerhalb gut eines Monats – seit Ende 2019 – summierten sich beim Allzeithoch vom 4. Februar die Gewinne auf rund 120 Prozent.
Tesla war an diesem Tag mit umgerechnet über 150 Milliarden Euro fast soviel wert wie Volkswagen, Daimler und BMW zusammen. Und das bei einem Jahresumsatz von nur rund 25 Milliarden Dollar. Allein Volkswagen setzt zehnmal so viel um. Nach dem Rekordhoch von knapp 970 Dollar ging es dann aber steil bergab und der Kurs rutschte am Tag darauf unter 700 Dollar. In den letzten Tagen hat sich Tesla dann wieder auf 770 Dollar erholt.
Analysten suchen verzweifelt nach Gründen für den Höhenflug und den anschließenden kurzen Einbruch. An erster Stelle wird genannt, dass sich Shortseller, die ihre geliehenen Tesla-Aktien leer verkauft haben, also auf fallende Kurse gewettet haben, eindecken mussten. Wenn die Wette nicht aufgeht und der Kurs stark steigt, wird es für die Leerverkäufer immer teurer, die Aktien zu kaufen um sie den Verleihern – meistens Fonds – zurückgeben zu können. Da inzwischen rund 18% des Free Floats der Autoaktie leer verkauft ist, gibt es hier jede Menge Munition, sprich Deckungskäufe, die den Kursauftrieb massiv verstärken konnten und können.
Als zweit-plausibelster Grund gilt, dass Tesla ein möglicher Übernahmekandidat sein könnt. Vor allem die Google-Mutter Alphabet soll sich stark für Tesla interessieren. Genügend Geld hätte der Konzern jedenfalls. Und da geistern Übernahmekurse von weit über 1000 Dollar je Aktie durch die Gerüchteküche.
Die dritte Erklärung stellt darauf ab, dass Teslas Expansion erst so richtig anfängt, weil die Werke in China und – geplant – in Deutschland – die Kapazitäten in den nächsten Jahren gewaltig ausdehnen würden. Dadurch seien Umsatzsprünge wahrscheinlich, und damit endlich kräftige Gewinne.
Als vierter Grund schließlich wird genannt, dass Fonds, die bisher Tesla nicht im Depot halten, in Zugzwang geraten und um jeden Preis einsteigen. Denn es macht sich schlecht für einen Fondsmanager, wenn er bei so einem Höhenflug abseits steht. Das könnte Anleger übel nehmen und sich von dem Fonds trennen.
Was auch immer den Ausschlag gegeben hat – für Spannung ist jedenfalls weiter gesorgt. Die Vielzahl der Erklärungsversuche zeigt aber, dass an den Märkten große Unsicherheit über den wahren Hintergrund der verrückten Kursausschläge herrscht.
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