Noch vor zwei Wochen ging an den Börsen die Angst vor einer Deflation um – jetzt warnen die ersten vor einer baldigen Inflationsbeschleunigung. Für Anleihen und Sparguthaben würde das nichts Gutes verheißen, für Aktien dagegen schon.
Als die Januar-Inflationsdaten für die USA veröffentlicht wurden, war die Überraschung groß: Die Jahresteuerung verdoppelte sich – von 0,7 % auf 1,4 %. Die aussagekräftigere Kern-Inflationsrate, bei der Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, erreichte mit 2,2 % sogar den höchsten Wert seit Mitte 2012. Auch in einigen anderen Ländern zieht die Teuerungsrate trotz der extrem gefallenen Ölpreise allmählich an, in Deutschland von 0,3 % auf 0,5 % im Januar.
Das sind, speziell in Deutschland und in Euroland, wo sich der Preisauftrieb von 0,2 % auf 0,4 % beschleunigte, wahrlich noch keine beunruhigenden Daten.Und sie werden die EZB kaum davon abhalten, im März den Geldhahn noch weiter zu öffnen, schließlich liegt das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank bei knapp 2 %. Und auch in den USA ist die umfassende Inflationsrate mit 1,4 % noch relativ weit vom Inflationsziel von ebenfalls 2 % entfernt, nicht dagegen die Kerninflation, die in etwa auf Höhe der Vorgabe der Fed angekommen ist.
Und da liegt das Problem: In den letzten eineinhalb Jahren waren es fast nur die fallenden Energiepreise sowie immer billiger gewordenen Rohstoffe, die die Inflation im Zaum gehalten hatten. Wie es aussieht, werden nun aber die meisten OPEC-Staaten und große andere Förderländer wie Russland gemeinsam eine Ölpreisstabilisierung hinbekommen, manche rechnen sogar damit, dass in der zweiten Jahreshälfte Öl wieder deutlich teurer werden könnte. Da auch am Rohstoffmarkt eine Preisstabilisierung eingekehrt ist und die haussierenden Rohstoffaktien kletternde Commodity-Notierungen vorwegnehmen, könnten die bisherigen Inflationsbremsen bald zu Inflationsmotoren werden.
Zumal auch die Lohnabschlüsse in vielen Ländern klettern, weit oberhalb der Teuerung liegen und damit potenziell inflationsfördernd wirken. So sind in den USA die Löhne im Januar um 0,5 % gegenüber dem Dezember gestiegen – das deutet auf einen Lohnzuwachs von über 3 % im Jahresverlauf 2016 hin. In Deutschland haben die Löhne bereits 2015 um durchschnittlich 2,8 % zugelegt. Auch das wird sich früher oder später in höheren Preissteigerungen niederschlagen.
Das bedeutet aber auch, dass trotz der Nullzinspolitik in den USA und Euroland die langfristigen Zinsen allmählich ihren Tiefpunkt erreicht haben könnten. Denn bei wieder kletternden Inflationsraten werden die Anleger kaum bereit sein, Geld langfristig zu Zinsen weit unter der Teuerung anzulegen. Wenn sich in Deutschland aufgrund der nachlassenden Effekte aus dem Öl- und Rohstoffbereich der Preisanstieg an die Kerninflation von 1,34 % im Januar annähert, verlieren die Sparer sonst enorm. Schließlich bekommen sie für Staatsanleihen bis hinauf zu sieben Jahren Laufzeit derzeit Negativzinsen, zahlen also drauf. Real, also nach Abzug der Inflation, würde das ein Minus von bis zu 2 % pro Jahr bedeuten – und das ist Enteignung. Die Banksparer stehen dann nicht viel besser da, auch wenn hier die Zinsen noch minimal im Plusbereich liegen.
Für Aktien dagegen ist eine leicht anziehende Inflation in der Regel positiv, weil sie auch die Preiserhöhungspielräume der Unternehmen vergrößert und damit die Gewinnpotenziale erhöht. Die Historie zeigt auch ganz klar, dass die Kursgewinne in Zeiten moderater Inflation im Durchschnitt am höchsten waren.
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