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Der spannendste Börsenmonat des Jahres

Der September ist historisch betrachtet der schlechteste Börsenmonat des Jahres. Ausgerechnet jetzt werden wichtige Weichen für die künftige Kursentwicklung an den Börsen gestellt. Vor allem die Notenbanken entscheiden, wie es in den nächsten Monaten oder gar Jahren an den Aktienmärkten weitergehen wird.

Seit Wochen stützt sich der Optimismus vieler Anleger auf die Hoffnung, dass die EZB am 12. und die Fed am 18. September die Zinsen senken und die Geldflut noch mehr ausweiten werden. Von der Europäischen Zentralbank erwarten die Märkte eine Senkung des negativen Einlagenzinses für die Banken von -0,4% auf -0,5 bis -0,6%, verbunden mit einer bankenschonenden Staffelung der Beträge, ab denen der Satz bezahlt werden muss. Und außerdem soll, gerade mal ein Dreivierteljahr, nachdem das alte Anleihenkaufprogramm mit dem gewaltigen Volumen von 2,6 Billionen Euro geendet hatte, ein neues gestartet werden. Die Spekulationen reichen von 30 bis 50 Milliarden Euro Anleihenkäufen pro Monat.

Die Erwartungen an die Fed sind noch größer: Von der US-Notenbank wird am 18. September eine Leitzinssenkung um 0,25% oder 0,5% erhofft, gefolgt von zwei bis vier weiteren Reduzierungen in den darauf folgenden Fed-Sitzungen. Außerdem rechnen die Marktteilnehmer, dass das Anleihenkaufprogramm wieder aufgenommen wird. Fed und EZB sind jedoch nicht allein mit ihrer expansiven Geldpolitik: Im August hat die Rekordzahl von acht Emerging Markets die Leitzinsen gesenkt, weitere Lockerungsschritte sind vorgezeichnet.

Die Folgen dieser Zinssenkungs- und Liquiditätsphantasien haben sich vor allem am Anleihenmarkt gewaltig ausgewirkt: Die Rendite der 10jährigen
Bundesanleihe ist seit Mitte Juli um einen halben Prozentpunkt auf
-0.73% abgetaucht, und bei den 30-jährigen Bundesanleihen gibt es mit
-0,2% erstmals Minuszinsen. Finanzminister Scholz bekommt also von den
Anlegern viel Geld dafür, dass sie seine Schulden finanzieren dürfen. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen rutschte seit Mitte Juli noch stärker ab, von 2,15% auf 1,45%.

Diese massiven Zinssenkungen am Anleihenmarkt haben zusammen mit den Erwartungen fallender Leitzinsen die Aktienmärkte vor einem Absturz bewahrt und zuletzt zur Stabilisierung beigetragen. Trotz des Zollkriegs USA-China, trotz des bevorstehenden Brexit und trotz mieser Konjunkturdaten weltweit sind die Kurse nicht eingebrochen. Denn Anleihen sind für Großanleger die mit Abstand wichtigsten Alternativen zu Aktien. Wenn aber sichere Anleihen aus Europa, Japan und Co. reihenweise negative Zinsen abwerfen und damit inflationsbereinigt ein großes Verlustgeschäft sind, überlegen es sich die Anleger lieber zweimal, ob sie aus Aktien in Anleihen wechseln sollen – trotz der schwachen Konjunktur und der riesigen politischen Risiken.

Die Anleger hoffen eben, dass den Notenbanken erneut gelingen wird, was ihnen seit der Finanzkrise 2008/2009 immer wieder geglückt ist: Mit haufenweise frischem Geld und irrsinnig niedrigen Zinsen die Konjunktur ins Laufen zu bringen. Denn das würde die Unternehmensgewinne wieder klettern lassen – und damit die Aktienkurse so befeuern, dass die Aktienmärkte einen neuen Aufschwung starten könnten. Ob die Notenbanken aber die hochgespannten Erwartungen tatsächlich alle erfüllen werden, ist keineswegs sicher. Denn sowohl in der Fed als auch in der EZB mehren sich die Stimmen, die vor zu tiefen Zinsen und zu vielen Anleihenkäufen warnen. Enttäuschungspotenzial ist also vorhanden – und das könnte sich gerade im Angstmonat September in heftigen Kursverlusten entladen.

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