Wenn Janet Yellen heute und am Donnerstag von den Abgeordneten des US-Kongresses „gegrillt“ wird, blicken die Anleger gespannt nach Washington. Vom ersten Hearing als Fed-Präsidentin erwarten die Börsen von Yellen klare Aussagen – und damit einen Wegweiser für die Zinspolitik zumindest bis zur nächsten Fed-Sitzung am 19. März. Experten sind sich einig, dass ihre Einschätzung den Börsentrend der nächsten Wochen bestimmen wird.
Frau Yellens Aussagen sind vor allem deshalb so wichtig für die Finanzmärkte, weil die jüngsten Konjunkturdaten nicht so positiv ausgefallen sind wie erwartet. Und das schürt die Angst insbesondere der Abgeordneten von Obamas Demokraten, dass die Regierungspartei bei den Kongresswahlen im November ihres besten Trumpfes beraubt werden könnten, einer starken Konjunktur und einem deutlichen Plus an Arbeitsplätzen. Sie werden deshalb darauf drängen, das Tempo des Tapering, also der Rückführung der Anleihenkäufe durch die Fed, zu verringern und damit die Phase einer expansiven Geldpolitik zu verlängern.
Ob hier Janet Yellen Zugeständnisse machen wird, ist jedoch fraglich. Denn noch ist die Datenlage nicht so eindeutig, um kurz nach dem Start schon wieder das Tapering zu bremsen. Das würde die Märkte eher verwirren als beflügeln. Klare Worte der Fed-Präsidentin über ihre konjunkturellen Erwartungen könnten aber die herrschende Unsicherheit vertreiben.
Wichtig werden auch ihre Aussagen zur Zinspolitik im engeren Sinn sein, also zu den Leitzinsen. Hier erwarten die Märkte, dass Frau Yellen den Zeitraum präzisiert, bis zu dem die Fed mindestens die Zinsen nahe Null halten wird. Experten rechnen damit, dass sie signalisieren wird, bis mindestens Ende 2015 die Niedrigzinspolitik beizubehalten, Optimisten hoffen sogar, dass sie sich bis Anfang 2016 festlegen wird.
Neben den klaren Aussagen werden die Börsen mit Interesse verfolgen, was sich zwischen den Zeilen herauslesen lässt. Janet Yellen gilt zwar als Freundin klarer Worte – aber in einer auch durch die Krise der Emerging-Markets wieder etwas unsicherer gewordenen Wirtschafts- und Finanzwelt wird sie in manchen Punkten notgedrungen nebulös bleiben müssen.
Per Saldo wären die Finanzmärkte vermutlich dann am meisten erleichtert, wenn die Fed-Chefin die Politik ihres Vorgängers im Großen und Ganzen bestätigen würde. Da sie die stärkste Verbündete von Ben Bernanke war, dürfte sich diese Hoffnung wohl auch erfüllen. Und das würde die Börsen zumindest vor einem weiteren Rückschlag bewahren und vielleicht sogar eine kleine Rallye einleiten.
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Äußert interessant, eure Aufstellungen.Bin gespannt wie sich der Finanzmarkt noch entwickelt.Ich schaue bald nochmals bei euch vorbei, freue mich immer wieder auf eure Artikel. Einen schönen Dienstag Wünsche ich!