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Wirtschaft und Moral nach Schweizer Art

Der Schweizer Volksentscheid gegen mehr Ausländer im Land bewegt die Gemüter. Daneben geht eine weitere Meldung fast unter: Die jetzt bekannten Offshore-Geschäfte des Schweizer Wirtschaftsministers Johann Schneider-Amman. Dabei ist hier vor allem die Begründung bemerkenswert.

Schneider-Ammans Firmengruppe ist in der Maschinenbaubranche tätig. Nach Medienberichten legte diese Gruppe zweitweise 250 Millionen Schweizer Franken (rund 204 Millionen Euro) im Ausland an: Auf Jersey und in Luxemburg. Der Grund: Steuern sparen.

So weit so legal. Denn hier geht es ausdrücklich nicht um Steuerhinterziehung sondern die so genannte Steueroptimierung. Dennoch klingt auch das skandalös. Denn wenn ausgerechnet ein hoher Politiker die Steuerzahlungen an sein eigenes Land umgeht. Wie sollen sich dann all die Bürger fühlen, denen der Fiskus monatlich tief in die Tasche greift?

Schneider-Amman sieht sich dennoch zu Unrecht an den Pranger gestellt und verteidigte sich nun in der Neuen Züricher Zeitung. Erfrischend ehrlich, wie ich meine. Denn er sprach ein Dilemma an, dem sich jeder Unternehmer so oder anders irgendwann einmal ausgesetzt sieht. „Wenn man in einer internationalen Gruppe die hiesigen Arbeitsplätze
sichern will, ist es legitim, die Steuern zu optimieren.“ sagte Schneider-Amman. „Es wäre
unternehmerisch sogar ein Fehler, wenn man die legalen Möglichkeiten
nicht ausnutzen würde.“

Wäre es das? Ich denke nein. Denn Unternehmertum hat mit Verantwortung zu tun, aber nicht nur für das eigene Arbeitnehmer und das eigene Unternehmen.

Mit Schneider-Ammans Argument müsste nämlich jeder verantwortliche Unternehmer in seinem Sinne ohne moralische Bedenken stets und jederzeit die geringsten Standards suchen: Die geringsten Steuern, aber auch den laxesten Umweltschutz, die niedrigsten Sozialstandards. Genau das hat aber noch nie den Wohlstand aller gemehrt. Sondern nur den einzelner Firmen. Und den Druck auf andere erhöht, die sich genauso zu verhalten.

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