SPD-Chef Sigmar Gabriel hat verkündet, wen er im Bundestagswahlkampf vor allem angreifen will: Nein, nicht Angela Merkel, sondern die Finanzmärkte. Das ist einfacher. Die sind beim Stimmvolk so schön unbeliebt. Toll. Aber anscheinend hat Gabriel noch nie darüber nachgedacht, was ein Markt überhaupt ist. Sonst wüsste er, dass er, sofern seine Partei an die Macht kommt, ein ganz entscheidender Teil dieses von ihm so verhassten Finanzmarkts sein wird – und sich selbst angreifen müsste.
Auf einem Markt, das haben wir alle mal gelernt, treffen Käufer und Verkäufer aufeinander. Weder Käufer allein noch Verkäufer allein bilden einen echten Markt. Bei Griechen- und Portugal-Anleihen ist das wunderschön zu sehen. Da gibt es kaum Käufer. Das ist an den Finanzmärkten nicht anders als an den Gütermärkten. Und der mit Abstand größte Finanzmarkt ist nun einmal der für Staatsanleihen – mit einem Volumen von geschätzten knapp 60 Billionen Dollar weltweit. Mit so viel Geld stehen die Regierungen als Anleihenverkäufer bei den Anlegern in der Kreide. Die Bundesrepublik Deutschland trägt dazu immerhin umgerechnet gut zwei Billionen Dollar bei (ohne Rettungsschirme) und ist damit einer der größten Anleihenschuldner an den Finanzmärkten.
Es ist also Nonsens, wenn Gabriel sagt, er will gegen die Finanzmärkte ankämpfen. Er will sich ihrer ja weiter bedienen und ein Teil von ihnen sein. Und er will natürlich auch, dass die anderen Länder ihre Staatsschulden billig finanziert bekommen. Der SPD-Chef meint natürlich etwas anderes, aber dann soll er sich auch genauer ausdrücken: Er meint nur den Käuferteil an den Finanzmärkten, die Anleger und die Händler. Und hier natürlich nicht Sie und mich, sondern die bösen Banken und die gierigen Heuschrecken. Dumm nur, dass er auch die braucht, falls er in der Regierung sitzt. Denn die schönsten Bundesanleihen kann man nicht verkaufen, wenn Käufer fehlen. Ganz zu schweigen von den unsinnigen, weil für Deutschland extrem teuren Eurobonds, die Gabriel ja unbedingt an genau die Finanzmärkte bringen wollte, die er als Wahlkampfgegner ausgemacht hat..
Weitere Beiträge
0 Kommentare