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Schicksalswoche für die Aktienmärkte

Wenn die erste November-Woche hinter uns liegt, werden wir Börsianer vermutlich alle ein wenig klüger sein. Selten zuvor gab es in so kurzer Zeit so viele wichtige Entscheidungen und Wirtschaftsdaten. Das verspricht viel Hektik – und möglicherweise wird am Freitag sogar klar sein, ob die Herbstrallye an den Aktienmärkten in eine Jahresendrallye übergeht.

Angefangen hat ja die Woche ganz prima: Mit überraschend starken Einkaufsmanager-Indizes aus China und den USA – aufhören wird sie mit den amerikanischen Arbeitsmarktzahlen. Dazwischen kommen mit den US-Kongresswahlen und der Sitzung der US-Notenbank Fed zwei Ereignisse, denen die Anleger schon lange entgegenfiebern.

Die heutigen Kongresswahlen sind vermutlich weniger wegen ihres Ausgangs wichtig – dass Obamas Demokraten im Repräsentantenhaus die Mehrheit verlieren werden und er damit seine wirtschaftsunfreundlichen Pläne teilweise revidieren muss, gilt schon lang als ziemlich sicher und dürfte eingepreist sein – sondern weil jetzt endlich die politische Lähmung in Washington mehr Aktivitität weichen dürfte. Und die ist angesichts der schwachen Arbeitsmarktentwicklung bitter notwendig.

Spannender wird es dann morgen, wenn die Fed ihre zweitägige Sitzung beendet und das Ergebnis präsentiert. Klar ist, dass Ben Bernanke mit einer zweiten Runde von Anleihenkäufen, dem so genannten QE2 – Quantitative Easing, Teil 2 – die Geldschleusen wie schon ab März 2009 (QE1) weit öffnen und die Anleihenzinsen niedrig halten wird. Damit will er die Deflationsfurcht endgültig vertreiben, den Arbeitsmarkt anschieben und die seit längerem unterhalb der Fed-Zielmarke von zwei Prozent liegende Inflationsrate etwas nach oben hieven. Fraglich ist aber, welchen Umfang QE2 umfassen wird. Nach den relativ guten jüngsten Konjunkturdaten womöglich weniger als die 100 Milliarden Dollar pro Monat, die der Markt mindestens erwartet. Hier ist also Enttäuschungspotential drin. Entscheidender wird aber sein, ob Bernanke zusätzliche Maßnahmen bekanntgibt – beispielsweise ein Inflation- oder Preisniveauziel oder ein Ziel für das nominale Wirtschaftswachstum. Das könnte die Fed-Politik noch berechenbarer machen und vielleicht sogar die langfristigen Inflationsängste, die mit QE2 verbunden sind, etwas dämpfen.

Die Krönung der Woche erfolgt dann am Freitag mit den US-Arbeitsmarktzahlen für Oktober. Erwartet werden 60 000 neue Jobs nach einem Verlust von 95 000 im September. Allerdings waren die Daten der Vormonate stark durch den Auf- und dann Abbau von Zeitarbeitern geprägt, die für die staatliche Volkszählung eingesetzt wurden. Bereits im September war die Zahl der neuen Stellen in der Privatwirtschaft um gut 60 000 gestiegen. Das ist allerdings viel zu wenig, um die nahe bei zehn Prozent liegende Arbeitslosigkeit zu senken. Dazu wären schon 100 000 und mehr neue Jobs pro Monat nötig. Jede Zahl, die sich für Oktober den 100 000 annähert, wäre deshalb positiv, weit unter den 60 000 sollte sie nicht liegen.

Normalerweise würde die geballte Kraft wichtiger Impulse, die in ihrer Mehrzahl positiv für Konjunktur und Börse ausfallen dürften, die Kurse beflügeln. Wäre da nicht die beeindruckende Kursrallye der letzten beiden Monate gewesen, die vieles vorweggenommen hat. Es ist deshalb gut möglich, dass die Märkte kurzfristig eher Gewinnmitnahmen bevorzugen. Das wäre auch voll in Ordnung, weil so eine Überhitzung vermieden würde. Aktienanleger mit einem längerfristigen Investmenthorizont sollten sich von den voraussichtlich nervösen Schwankungen der nächsten Tage aber nicht schrecken lassen, sondern Rückschläge zum Kauf nutzen. Denn wie es aussieht, wird der große Schwachpunkt von Weltkonjunktur und internationalen Börsen, Amerika, nach dieser Woche der Entscheidungen seine Rolle als Kurs- und Wirtschaftsbremse zu verlieren beginnen.

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