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Peitsche statt Zuckerbrot für den EU-Gipfel

Die angedrohte Rating-Herabstufung Deutschlands und 16 anderer EU-Staaten durch S + P sei zum völlig falschen Zeitpunkt erfolgt – sagen Kritiker der amerikanischen Bonitätswächter. Manche vermuten gar eine Verschwörung gegen die Eurozone. Auf der ersten Blick kann man es so sehen, aber auf den zweiten schaut die Sache etwas differenzierter aus.

Natürlich ist es ein Schlag ins Kontor speziell von „Merkozy“, wenn S + P wenige Stunden nach ihren Vorschlägen für eine Reform der EU-Verträge allen Eurozonen-Ländern mit Ausnahme Griechenlands und Zyperns schlechtere Noten androht. Man könnte leicht daraus schließen, der amerikanische Elefant sei mal wieder durch den europäischen Porzellanladen getrampelt und habe ausgerechnet unmittelbar vor dem schwierigen Euro-Gipfel Ende dieser Woche einen Scherbenhaufen hinterlassen, der die Verhandlungen noch komplizierter gestalten werde. Diese Vermutung wird zusätzlich dadurch genährt, dass auch die EZB ihr Fett weg bekommt und die Ratingagentur darauf verweist, dass die Notenbank eine Teilschuld an möglichen Herabstufungen trage. Das zeigt ganz klar, dass S + P alles mit amerikanischer Brille sieht und die Taten der EZB an denen der Fed misst, die eine ganz andere Aufgabenbeschreibung hat.

Insoweit ist die Kritik der Rater schon befremdlich. Auf der anderen Seite aber wissen wir aus leidvoller Erfahrung, dass EU-Gipfel in aller Regel viel geringere und vor allem langfristig weniger tragfähige Ergebnisse gebracht haben, als vorher von ihnen erwartet worden war. Der Effekt war jedesmal der gleiche: Die Kurse an den Finanzmärkten sind anschließend abgetaucht, und das hat die Politiker kurz darauf zu neuen, weiterführenden Plänen gezwungen. Insofern ist es vielleicht ganz gut, wenn S + P nun kurz vor dem Gipfel einen unüberhörbaren Warnschuss abgegeben hat. Der bringt die Politiker unter Zug- und Einigkeitszwang und könnte im besten Fall dazu führen, dass unter dem Druck der Bonitätswächter und der Finanzmarktentwicklung diesmal wirklich nachhaltige Entscheidungen getroffen werden. Schau´n mer mal, ob die EU besser funktioniert, wenn ihr vor einem Gipfel die Peitsche der Rater-Drohungen gezeigt wird.

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