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Ölpreis-Crash schürt Angst vor einer neuen Finanzkrise

Der Verfall des Ölpreises bringt immer mehr amerikanische Fracking-Firmen unter Druck – und mit ihnen ihre Anleihen. Vorige Woche hat der große US-Schrottanleihenfonds Third Avenue die Rückzahlung der Anlegergelder eingestellt, nachdem zuvor schon kleinere Konkurrenten diesen Schritt machen mussten. Viele Beobachter sehen darin ähnliche Vorzeichen wie vor dem großen Subprime-Crash 2007/2008.

Auch damals fing alles mit den Problemen kleinerer US-Fonds an, die sich mit Schrottanleihen aus dem Hypothekenbereich verspekuliert hatten. Und es mündete in eine Finanzkrise, an deren Folgen die Welt heute noch leidet. Diesmal sind es nicht Hypothekenanleihen, sondern Bonds von US-Energiefirmen, die angesichts des tiefen Ölpreise Gefahr laufen, nicht mehr genügend Geld für Zinszahlungen einzunehmen. Die Ratingagentur S & P sieht die Hälfte aller Energie-Schrottanleihen ausfallgefährdet, und der legendäre amerikanische Energiehändler John Arnold erwartet sogar, dass die Hälfte aller US-Energiefirmen 2016 pleite gehen werden, falls sich der Ölpreis nicht erholt.

Ausgegeben wurden die meisten Anleihen von Frackingfirmen, als der Ölpreis um die 100 Dollar je Barrel pendelte. Jetzt, bei 35 Dollar, geht die Rechnung bei weitem nicht mehr auf. Entsprechend werden die Anleihen von den Agenturen immer weiter abgestuft, und die Renditen sind in die Höhe geschossen – auf durchschnittlich 15 Prozent. Das sind 13 Prozentpunkte mehr als US-Staatsanleihen und zeigt, dass die Anleger die Junk Bonds wie heiße Kartoffeln fallen lassen. Am Freitag kam es denn auch zum größten Kurssturz bei US-Schrottanleihen seit 2008. Und die ETFs auf Junk-Bond-Indizes verzeichnen seit Wochen massive Geldabflüsse.

Da die Aktien der Fracking-Unternehmen ebenfalls in die Tiefe gerauscht sind und zuletzt auch die aktienähnlichen Konstruktionen, mit denen Ölpipelines und Öltanks finanziert wurden, ziehen die Folgen des Ölpreis-Crash immer weitere Kreise. In der vorigen Woche war dies mit ein Grund für den Kurssturz an den Aktienbörsen weltweit. Manche Experten befürchten nämlich, dass die jüngsten Probleme von US-Firmen, aber auch von Firmen aus anderen Ölförderstaaten, erst der Anfang für einen Flächenbrand an den Finanzmärkten ist.

Die Mehrzahl der Beobachter sieht jedoch deutlich weniger Gefahren als 2007/2008. Sie verweisen darauf, dass das Volumen der Energie-Bonds viel geringer ist als das der Hypothekenanleihen, und dass die Banken weltweit inzwischen viel größere Risikopuffer vorhalten müssen als damals. Dennoch: Je länger und tiefer der Ölpreissturz weitergeht, desto gefährlicher wird es für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft. Allein schon die Angst vor einer neuen Finanzkrise lähmt die Investitionen und den Konsum – allen Kostenvorteilen zum Trotz, die ein niedriger Ölpreis den Unternehmen außerhalb des Energiesektors und den Konsumenten beschert.

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