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Freitagsfrage: Was bedeutet die Senkung der Verzinsung von Lebensversicherungen für 2016?

Branchenprimus Allianz hat in dieser Woche traditionell die Richtung vorgegeben: 2016 bekommen die Versicherten erneut weniger Rendite für Ihre Lebensversicherungen gutgeschrieben – bei der Allianz 3,1 % nach 3,4 % für dieses Jahr. Einige Wettbewerber haben bereits nachgezogen, der Rest wird überwiegend ebenfalls kürzen. Was bedeutet das für die Versicherungskunden?

Mit dem in jedem Jahr neu festgelegten Satz werden die Gelder der Versicherten verzinst. 3,1 % laufende Verzinsung klingt dabei auf den ersten Blick gar nicht so schlecht, angesichts 0,7 % Rendite für zehnjährige Bundesanleihen und noch weniger Zinsen auf Bankeinlagen. Aber die laufende Verzinsung bezieht sich leider nicht auf die Einzahlungen der Kunden, sondern nur auf den so genannten Sparanteil, also abzüglich der Kosten des Versicherungsunternehmens und des Risikoschutzes. Deshalb bezieht sich die Rendite im Durchschnitt nur auf rund drei Viertel der Einzahlungen – die echte laufende Verzinsung dürfte sich damit im Fall der Allianz auf etwa 2,4 % reduzieren.

Die Allianz zahlt zudem traditionell mehr als den Durchschnittssatz aller Lebensversicherer, der für 2015 bei 3,15 % lag, also um 0,25 Prozentpunkte unter dem Allianz-Satz. Entsprechend dürfte der Durchschnitt für 2016 erstmals unter die 3-Prozent-Marke rauschen, Experten rechnen mit 2,8 bis 2,9 %, und das entspricht 2,1 bis 2,2 % laufender Verzinsung auf die Einzahlungen. Zum Vergleich: im Jahr 2000 bekamen die Versicherungskunden im Schnitt noch 7,15 % gutgeschrieben, also etwa 5,4 % auf ihre Einzahlungen.

Allerdings gilt der jetzt von der Allianz und anderen Versicherern deklarierte Satz nicht für alle Kunden: Wer bei Vertragsabschluss eine höhere Garantieverzinsung versprochen bekommen hat, erhält sie weiterhin bis zum Laufzeitende. Vor allem Kunden, die zwischen 1994 und 2000 abgeschlossen haben, bekommen damit deutlich mehr – der Garantiezins betrug damals 4,0%, inzwischen ist er auf 1,25 % gesunken und soll ab 2016 nach Plänen der Regierung ganz entfallen.

Leider gibt es für die Versicherungskunden ohne hohe Garantieverzinsung keinen Hoffnungsschimmer für die Verzinsung der nächsten Jahre. Experten erwarten weitere Rückgänge, da die Magerzinsphase noch lange anhalten dürfte und zudem die lang laufenden Anleihen aus guten Zinszeiten Jahr für Jahr weniger werden, da sie zum Teil getilgt werden. Jetzt rächt es sich, dass die Versicherer viel zu einseitig auf Zinsanlagen setzen, in denen fast 90 Prozent aller Kundengelder angelegt sind. Aktien, die angesichts des langen Anlagehorizonts von oft 30 und mehr Jahren eigentlich die ideale Anlagevariante sind, weil sie langfristig mit Abstand die höchsten Renditen bringen, waren dagegen Ende 2014 gerade einmal mit 3,5 % Anteil an den Kapitalanlagen der Versicherer vertreten und damit sträflich vernachlässigt.

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