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Nachhaltigkeitsbanken – Kleine, aber feine Nische

Ihre Kundenanzahl ist zwar noch überschaubar, aber ethisch, ökologisch und sozial orientierte Banken in Deutschland bekommen immer mehr Zuspruch. Wer zu ihnen wechselt, kommt aus Überzeugung – nicht wegen vermeintlicher Zinsknüller.

Zeitenwende Fukushima – das Atomunglück in Japan hat auch viele Geldanleger dazu bewogen, verstärkt darüber nachzudenken, bei welchen Banken sie ihr Geld in sozialen oder gar ökologischen Projekten arbeiten lassen können – anstatt Unternehmen aus Atom- oder Waffenindustrie zu Krediten zu verhelfen. Fündig werden sie bei ökologisch und nachhaltig orientierten Banken in Deutschland, die sich strenge Nachhaltigkeitskriterien bei der Vergabe von Krediten und bei der Anlagepolitik verordnet haben. Allerdings sind sie einer breiten Bevölkerungsschicht noch immer eher unbekannt – erst jeder vierte Bundesbürger weiß von ihrer Existenz.

Mal abgesehen von den kirchlichen Banken wie etwa der Bank für Kirche und Diakonie oder der Bank für Kirche und Caritas sind derzeit in Deutschland vor allem vier Kreditinstitute am Markt, die über Kundeneinlagen insbesondere soziale, ökologische oder ethisch-orientierte Projekte oder Unternehmen finanzieren. Und sie haben sich nach 2011 auch 2012 wieder über einen starken Kundenzuwachs freuen können – wenn auch noch weiterhin auf niedriger Basis. Nach unseren Ermittlungen kamen die Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland Ende 2012 auf gut 277 500 Kunden. Nach Informationen der Bankberatungsgesellschaft zeb waren es Ende 2011 zusammen genommen erst rund 230 000 Kunden.

Vorreiter ist die schon 1974 gegründete GLS Bank aus Bochum mit mittlerweile gut 143.000 Kunden. Seit ihrer Gründung hat sie sich auf Nachhaltigkeit bei der Geldanlage und im Kreditgeschäft spezialisiert. „Geld ist für die Menschen da“, heißt es auf der Website der Bank. Wer dort sein Geld etwa in Form von Festgeld, Tagesgeld oder in einem Sparbrief anlegt, finanziert damit zum Beispiel Waldorfschulen und –kindergärten, Behinderten- und Senioreneinrichtungen, regenerative Energieprojekte, ökologische Landwirtschaft sowie Kulturprojekte und Vereine für mehr bürgerschaftliches Engagement.

Bekannt ist auch Umweltbank aus Nürnberg, die 2012 ihr 15-jähriges Bestehen feiern konnte und inzwischen 111.385 Kunden betreut. Ihr Schwerpunkt liegt auf Solarkrediten und Öko-Baufinanzierungen. Mutigere Zeitgenossen können seit 2001 auch in die Aktie der Umweltbank investieren. In den vergangenen fünf Jahren war das ein gutes Geschäft: Die Aktie hat sich in dieser Zeit verzweieinhalbfacht, allein 2012 stieg der Aktienkurs um knapp 27 Prozent.

Seit 2002 gibt es die EthikBank, eine Niederlassung der Volksbank Eisenberg. Inzwischen führt die Direktbank gut 18300 Konten und verspricht: “Faire Bank statt Bankaffaire“. Das Institut offeriert ethisch-ökologische Girokonten, Geldanlagen und Kredite für Privat- und Geschäftskunden. Besonderen Wert legt die Bank darauf, detailliert offenzulegen, wie und wo das Geld ihrer Kunden verwendet wird. 2012 hat sie wie schon im Vorjahr vor allem Girokonten und Geschäftskonten eröffnet – ein Indiz dafür, dass sie sich immer mehr zur Hausbank für ihre Kunden entwickelt. Auch das Kreditgeschäft hat stark zugelegt und bleibt angesichts des Mini-Zinsniveaus auch 2013 ein Wachstumstreiber.

Erst seit Ende 2009 auf dem deutschen Markt aktiv, aber eigentlich schon ein alter Hase ist die niederländische Triodos Bank – mit ingesamt 437 000 Kunden zählt die 1980 gegründete Bank zu den führenden Nachhaltigkeitsbanken weltweit. Ihr Deutschland-Ableger ist allerdings noch klein, er kommt aktuell auf rund 4800 Kunden – immerhin 85 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit Herbst 2012 bietet sie auch ein Girokonto an, um ihren Kunden als Hausbank zur Verfügung zu stehen.

Wer bei den Nachhaltigkeitsbanken auf Zinsknüller hofft, ist allerdings an der falschen Adresse. Spitzenzinsen etwa beim Tagesgeld finden sich anderswo. Bei der Triodos Bank gibt es bei Tagesgeld derzeit immerhin 0,85 Prozent ab dem ersten Euro, die Konkurrenz liegt klar und deutlich darunter. Aber um Spitzenzinsen geht es den Nachhaltigkeitsinstituten auch gar nicht, und ihren Kunden offenbar ebenso wenig. Die Bankberatungsgesellschaft zeb hat dafür eine Erklärung: Die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Verwendung ihrer Spargelder verschaffe den Kunden der Nachhaltigkeitsbanken eine „soziale Rendite“, die in ihrer Wertigkeit dem bisher üblichen Bewertungsmaßstab, der Verzinsung ihres Guthabens, nahe komme. Marktbeobachter erwarten, dass das Wachstum der Nachhaltigkeitsbanken sich auch 2013 fortsetzen dürfte – auch wenn es sich weiter um einen Nischenmarkt handelt.

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