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Was versteht man unter CAC – und welche zusätzlichen Risiken birgt sie für Privatanleger bei Euro-Staatsanleihen

Nein, es ist nicht der Leitindex der französischen Börse gemeint. Der Euro-Staatschuldenkrise ist es zu „verdanken“, dass Euro-Staatsanleihen, die seit Januar 2013 emittiert werden, nun mit einer Collective Action Clause, kurz CAC, versehen sind. Privatanleger sollten wissen, was es damit auf sich hat.

Die CAC sind verpflichtend für alle Euro-Bonds, die seit 1. Januar 2013 mit einer Laufzeit von mehr als 12 Monaten begeben werden. Falls es zu einer akuten Staatsschuldenkrise und dann zu einem Schuldenschnitt kommt, darf die Mehrheit der Gläubiger über wichtige Änderungen der Anleihebedingungen entscheiden.

Die Euroländer hatten sich Ende 2011 auf die CAC unter dem Eindruck der griechischen Staatsschuldenkrise verständigt. Auf diese Weise soll es Staaten leichter möglich sein, Schuldenschnitte durchzusetzen, ohne dass eine Minderheit der Gläubiger diese Maßnahme blockiert. Da Staatsanleihen meist mehrheitlich von institutionellen Investoren gehalten werden, tragen nach Meinung von Beobachtern Privatanleger dadurch ein höheres Risiko – und sollten sich mit der Regelung vertraut machen.

Laut CAC müssen 75 Prozent der Gläubiger zustimmen, wenn ein Staat außergerichtliche Restrukturierungsmaßnahmen wie einen Schuldenschnitt treffen will. Im schlimmsten Fall kann das auch die Einigung auf einen Komplettverzicht der Rückzahlung umfassen – im Klartext: das Geld ist dann futsch, ohne dass man etwas dagegen unternehmen könnte. „Dies birgt insbesondere für Privatanleger die Gefahr, dass ihre Interessen nicht berücksichtigt werden, da Staatsanleihen vor allem von institutionellen Investoren wie Fonds und Versicherungen gehalten werden“, erläutert Michael Görgens von der Börse Stuttgart. „Die Entscheidung der Mehrheit als Meinungsbildner ist dann für alle Anleihegläubiger verbindlich und trifft auch die nicht zustimmende Minderheit.“

Vor der Neuregelung mussten die Herausgeber der Anleihen laut Börse Stuttgart bei einem Schuldenschnitt auf die Einzelinteressen aller Schuldner eingehen, eine Zustimmungsmehrheit reichte nicht aus, die Minderheit hatte de facto ein Vetorecht.

Für die kriselnden Staaten ist die CAC im Umschuldungsverfahren also ein Vorteil: Sie können ihre Probleme bei Zahlungsschwierigkeiten schneller lösen. Experten weisen aber auch darauf hin, dass mit CAC versehene Anleihen das emittierende Land bei der Auflage teurer kommen könnten, da die Anleger um die Risiken aus der CAC wüssten – und sie einpreisen.

Griechenland selbst nutzte die CAC-Regeln bei der Umschuldung im März 2012 übrigens rückwirkend: Aufgrund eines Gesetzes, das die rückwirkende Einführung der CAC erlaubte, konnte das krisengebeutelte Land die Klausel für einen Teil seiner Staatsanleihen rückwirkend anwenden, schreibt die Börse Stuttgart. Dem Vorschlag der Regierung, auf rund die Hälfte des Geldes zu verzichten sowie die Laufzeit der Anleihen zu verlängern, stimmte die Mehrheit der Gläubiger zu. Somit wurden auch die privaten Anleger, die dagegen waren, zwangsweise einbezogen.

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