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Münchhausen-Methode für die Griechen?

Sich selbst an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, das ist bisher meines Wissens nur Münchhausen gelungen. Jetzt soll der Lügenbaron nach Ansicht einiger EU-Granden die Vorlage liefern, um Griechenland und Co. ohne fremde Hilfe aus dem Schulden-Schlamassel zu befreien.

Die Idee klingt berückend: Wir, die EU-Staaten leihen Dir, liebes Griechenland, aus unserem Rettungsschirm viele Milliarden Euro zu günstigen Konditionen – aber nicht zum verfrühstücken, sondern um damit einen Teil Deiner Anleihen zurückzukaufen. Dann hast Du mit einem Schlag Deine kaum noch zu schulternde Schuldenlast verringert. Und wenn sich herumspricht, dass Du Deine eigenen Bonds billig kaufen willst, steigen Spekulanten und Anleger bei Griechen-Anleihen ein, in der Hoffnung auf Kursgewinne durch Deine riesige Nachfrage. Das treibt die Notierungen nach oben und damit die Zinsen nach unten, die Anleger für Deine Anleihen verlangen. Und Du hast a) weniger Schulden und b) eine geringere Zinsbelastung bei künftigen Anleihenemissionen.

Das Prinzip Münchhausen ist deshalb so verlockend, weil Griechenland-Anleihen mit mittleren und langen Laufzeiten aktuelle an den Börsen in der Regel nur zwischen 60 und 70 Prozent ihres Nominalwerts kosten. Wenn die Hellenen (oder an ihrer Stelle der EU-Rettungsschirm) also ein Anleihenvolumen von nominal 100 Milliarden Euro zurückkaufen, zahlen sie dafür nur 65 Milliarden Euro. Die restlichen 35 Milliarden an Schulden verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Die Griechen können so ihre Verschuldungsquote deutlich senken, was auch dem Euro helfen würde, und die Anleger in ihrer Gesamtheit müssen auf 35 Milliarden verzichten. Das wäre aber für Institutionelle Investoren kein Problem, da sie die Hellenen-Bonds längst auf höchstens den derzeitigen Kurs wertberichtigt haben.

Die Münchhausen-Methode sieht also nach einer Win-Win-Situation aus. Deshalb ist die EU-Kommission dafür, und natürlich die Franzosen und andere Südländer. Und statt über die Börse zu kaufen, könnte man ja auch freiwillige Umtauschangebote starten, so wie das früher bei Südamerika-Bonds schon praktiziert worden ist. Aber blöderweise sperrt sich der größte Kreditgeber für den EU-Rettungsschirm – Deutschlands – noch. Aber vielleicht klopfen die anderen Euro-Staaten Frau Merkel auf dem März-Gipfel weich – und nicken dafür im Gegenzug ihren Vorschlag einer EU-Wirtschaftsregierung ab und befreien auch noch die EZB davon, künftig weiter Staatsanleihen der Krisenländer kaufen zu müssen.

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