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Der Anhaltende Lockdown beeinträchtigt die Konjunkturprognosen
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Schlechte Konjunkturprognosen für Deutschland lassen die Börse kalt

Gestern der Sachverständigenrat, heute einige Banken: Ein Expertengremium nach dem anderen senkt seine Konjunkturprognosen für Deutschland. Und der Aktienmarkt? Strebt weiter fröhlich nach oben. Mit Recht.

Ein neues Allzeithoch – wieder einmal. Das erreichte der Dax ausgerechnet an dem Tag, an dem auch immer mehr Banken feststellen: Die Erholung der deutschen Wirtschaft vom Corona-Einbruch lässt auf sich warten. Gestern korrigierten die „Wirtschaftsweisen“ vom Sachverständigenrat ihre Prognose deutlich nach unten: Statt 3,7 nur 3,1 Prozent Wachstum erwarten die Forscher in diesem Jahr. Damit würde das Vorkrisen-Niveau der Wirtschaft erst wieder zum Jahreswechsel 2021 / 22 erreicht. Und eine dritte Infektionswelle ist noch gar nicht richtig eingepreist.

Die Prognosen fallen für einzelne Branchen ganz unterschiedlich aus

Da kann die Börse doch nicht einfach weiter steigen, oder? Doch kann sie – und das mit guten Gründen. Denn die verzögerte Erholung geht vor allem zu Lasten weniger Branchen, die von Lockdowns und Bewegungseinschränkungen direkt betroffen sind: von Tourismus und Einzelhandel. Das hat die Börse aber schon zu Beginn der Krise eingepreist, Firmen wie TUI oder Lufthansa notieren trotz der Rekordjagd an den Börsen erheblich unter dem Vorkrisenniveau.

Die Industrie steht gut da

Ganz anders sieht es in der Industrie aus. Hier ist es gelungen, die Lieferketten – anders als während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 – zu stabilisieren. Das lässt sich zum Beispiel an den Exporten ablesen. Seit Mai 2020 kennen die Ausfuhren nur eine Richtung: nach oben.

Zwar liegen sie immer noch um acht Prozent unter dem Vorjahresniveau. Doch das ist auch eine Folge des Brexit: Die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich fielen im Januar 2021 gegenüber dem Vorjahr um knapp 30 Prozent. Mit China erwirtschaftete die deutsche Industrie sogar etwas mehr als vor der Corona-Krise.

Und die Richtung dürfte klar sein. China und demnächst auch die USA wachsen kräftig – beides wichtige Abnehmer deutscher Industriewaren. Das stabilisiert die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt – selbst wenn eine breite Erholung noch etwas auf sich warten lässt, wie die Konjunkturprognose der Wirtschaftsweisen vermuten lässt.

Schlechte Konjunkturprognosen bedeuten länger billiges Geld

Und so haben die schlechteren Konjunkturprognosen sogar eine positive Wirkung für die Börsen. Denn solange die Krise nicht überwunden ist, werden die Zentralbanken niemals ihre lockere Geldpolitik beenden. Auch weil ein schwaches Wachstum die Inflation eher im Zaun halten dürfte. Aktuell wird mit Argusaugen beobachtet, ob die Preissteigerung aus dem Ruder läuft, so dass die Zentralbanken gegensteuern müssten. Denn steigende Zinsen fürchten die Börsianer derzeit mehr als alles andere. Diese hätten das Zeug, die Börsenparty zu beenden.

Denn die Schwemme an billigem Geld ist nun mal der wichtigste Treibstoff für die aktuelle Börsenhausse. Daher gilt derzeit: Schlechte Konjunkturprognosen für Deutschland sind fast so was wie gute Nachrichten für die Börse.

 

 

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