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Ist jemand mit 250 000 Euro reich genug für die Zwangsanleihe?

Das DIW hat mit seinem Vorschlag einer Zwangsanleihe oder Vermögensabgabe für reiche Bundesbürger eine heiße Debatte ausgelöst. Dabei geht es vor allem darum, ob man die „Reichen“ zu einem Sonderopfer heranziehen sollte, um die Staatsverschuldung zu drücken. Aber ist wirklich jemand reich, der bis zum Ruhestand 250 000 Euro zur Seite gelegt hat, also den Betrag, ab dem Alleinstehende zahlen sollen? Ein paar Rechenexempel dazu.

Nehmen wir einen selbständigen Handwerker oder Freiberufler, der zu seinem 65. Geburtstag die Lebensversicherung und dazu noch die Police einer berufsständischen Pensionskasse ausbezahlt bekommt. Nehmen wir an, dass das zusammen „nur“ 250 000 Euro ausmacht. Da der Selbständige ja in der Regel nicht in die Rentenversicherung eingezahlt hat und deshalb keine staatliche Rente erhält, muss er davon im Alter leben. Wie weit kommt er damit?

Wenn er nur von den Zinsen und sonstigen Kapitalerträgen sein Dasein fristen und sein Vermögen unangetastet lassen will, hat er bei derzeit realistischen zwei Prozent Rendite pro Monat stolze 417 Euro zur Verfügung. Davon muss er noch Kranken- und Pflegeversicherung bezahlen. Falls er das Vermögen nicht vererben sondern völlig verbrauchen möchte, hat er zwar ein paar Euro mehr, aber große Sprünge kann er auch damit nicht machen: 1055 Euro kann er im Monat ausgeben, wenn das Geld bei zwei Prozent Ertrag 25 Jahre lang reichen soll.

Falls unser Selbständiger es schafft, sogar drei Prozent Rendite zu erwirtschaften, kann er zwar bei Kapitalerhalt 625 Euro im Monat verprassen und bei Kapitalverzehr 1177 Euro – aber ob man das als reich bezeichnen kann? Abgesehen davon, dass diese monatlich zur Verfügung stehenden Summen ja laufend durch die Inflation entwertet werden. Bei zwei Prozent Teuerung ist die Kaufkraft von diesen 250 000 Euro nach zehn Jahren auf nur noch 205 000 Euro zusammengeschmolzen.

Wenn das DIW vor der Veröffentlichung seines Vorschlags den Taschenrechner eingeschaltet hätte, wäre den Berliner Wissenschaftler vielleicht der Unsinn ihres undifferenzierten Plans aufgefallen. Auch die Politiker von SPD, Grünen und Linken hätten gut daran getan, erst zu rechnen, bevor sie begeistert Hurra gerufen haben. Ihre Altersbezüge sind so fürstlich, dass man die Abgeordneten selbst mit „nur“ 200 000 Euro Vermögen als reich bezeichnen kann. Trotzdem müssten sie dann nach dem DIW-Vorschlag selbstredend keine Abgabe zahlen.

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