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Fremdwährungskredite – Tanz auf dem Vulkan

Für viele Österreicher, aber auch Osteuropäer kommt es derzeit ganz schön dicke. Denn der Höhenflug des Schweizer Franken verhagelt etlichen Privatleuten die Immobilienfinanzierung. Das kann ganz schön brenzlig werden.

Es hätte so schön sein können: Haus kaufen, den nötigen Kredit dafür in Schweizer Franken aufnehmen und dafür nur Mini-Zinsen zahlen. Das haben sich speziell in Österreich, aber auch einigen osteuropäischen Ländern viele Verbraucher nicht zweimal sagen lassen. Angeblich sollen in der Alpenrepublik rund 30 Prozent aller Baufinanzierungen in Schweizer Franken getätigt worden.

Zwar hatte die Östereichische Nationalbank schon länger vor diesen riskanten Krediten gewarnt, aber die Vergabepraxis wurde nach Angaben der Financial Times Deutschland erst 2010 rigider geregelt. Der Bestand aller Fremdwährungskredite insgesamt, die Österreichische Banken an Privatkunden vergeben haben, beläuft sich derzeit immerhin auf rund 40 Milliarden Euro – bei einem Gesamtkreditbestand von 137 Milliarden Euro. Diese Zahlen gab die Österreichische Nationalbank bekannt.

Doch der Höhenflug des Schweizer Franken, der unlängst sogar die Parität zum Euro testete, verhagelt vielen Kreditnehmern nun ihr Finanzierungsmodell. Die Kreditlast habe sich seit 2008 stark erhöht, mahnte die Nationalbank. Und die Art der Kredite trägt noch ein übriges dazu bei, dass viele Kreditnehmer de facto auf einem Pulverfass sitzen. Anders als die in Deutschland üblichen Annuitätendarlehen, bei denen mit jeder Rate sowohl Zinsen gezahlt als auch das Darlehen ein Stück weit abgetragen wird, sind viele der Fremdwährungskredite endfällig gestellt. Das bedeutet, dass die Darlehen erst in der Zukunft getilgt werden müssen und bis dahin nur Zinszahlungen zu leisten sind. Wo dann aber zum Tilgungstermin der Schweizer Franken steht, steht in den Sternen.

Häufig wurden diese Darlehen dann noch mit speziellen Tilgungsträgern kombiniert – oft sparen die Kunden Geld etwa in Investmentfonds an, um den Kredit ablösen zu können. Doch wenn die Börsen crashen und dann auch noch der Franken-Kurs in die falsche Richtung läuft, potenziert sich schnell das Problem.

Aus meiner Sicht kann man als Privatanlegern aus dieser jüngsten Entwicklung nur die Lehre ziehen: Sofern man nicht wirklich tiefe Tasche hat, man einen Fremdwährungskredit allenfalls für eine kleine Teiltranche aufnimmt und sich genau durchrechnet, was im Worst Case an Geld verloren gehen kann, sollte man bei seiner Immobilienfinanzierung lieber auf Nummer sicher gehen. Das heißt: Einen weiten Bogen um Fremdwährungskredite machen – denn kaum etwas ist schwieriger zu prognostizieren als die Devisenkurse.

Auch die Kopplung von Kredit und Ansparvorgang stellt sich mal wieder als zweifelhaft heraus. Es stellt sich auch die Frage, ob die Banken bei ihrer Kundenberatung wirklich sorgfältig vorgegangen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass 30 Prozent aller österreichischen Baufinanzierungskunden wirklich das Risiko eines Fremdwährungskredits – noch dazu mit einem ebenfalls unsicheren Tilgungsträger – zu tragen in der Lage sind.

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1Kommentar
  1. Wir befinden uns in einer Extremsituation was die Schuldenpolitik und auch Devisenkurse betrifft. Fakt ist aber das es so wie's aktuell läuft nicht tragbar sein wird, weder für die Schweiz noch für Europa. Im besten Fall finden die Politiker einen "glimpflichen – sanften wenn auch schmerzlichen" Ausweg aus der Schuldenkrise oder der Euro von heute wird morgen bereits ein anderer sein. Was übrig bleibt wären die finanzkräftigeren Länder wie auch Österreich und somit würde sich auch ein ganz anderer verbleibender Euro/Franken Kurs ergeben. Oder die Schweizer bekommen in den nächsten 24-36 monaten ein massives Problem mit dem hohen Kurs welches sich auf die Wirtschaftsleistung negativ auswirkt und somit auch der Franken schwächeln wird bzw eine Inflationsrate von +4% wäre auch durchaus denkbar.

    Persönlich denke ich das die EU sowohl aus auch die USA über die nächsten Jahre einen Inflation von ~4% haben werden. Also 6 Jahre 4% Inflation = 24% weniger Schuldlast. zu hoffen bleibt nur das es einen Inflationsausgleich gibt um die Kaufkraft nicht zu schwächen. Dann wäre in 6-10 Jahren das Gröbste überstanden und alle die eben nicht in den nächsten 10 Jahren tilgen müssen sollten bzw müssen ja heute ruhig blut bewahren. Einen vernünftigen Ausweg gibt es ja für die Leittragenden heute keinen.

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