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Freitagsfrage: Wie hoch steigt der Ölpreis noch nach der OPEC-Einigung?

Mit dem Rücken zur Wand hat sich die OPEC am Mittwoch zu einer Förderkürzung durchgerungen und damit viele Experten überrascht und auf dem falschen Fuß erwischt. Der Ölpreis schnellte steil in die Höhe. Wie viel Luft nach oben hat die Notierung jetzt noch?

Wie erst jetzt nach und nach durchsickert, stand die Einigung bis zuletzt auf Messers Schneide – erst ein Telefonat zwischen dem saudischen und dem russischen Ölminister brachte den Durchbruch, weil sich Nicht-OPEC-Mitglied Russland bereit erklärte, seine Produktion um 300 000 Barrel täglich zurückzufahren. Zusammen mit den 1,2 Millionen, die das Ölkartell anschließend beschloss, kommt eine geplante Kürzung um 1,5 Millionen Barrel zustande.

Da zudem noch andere Nicht-OPEC-Mitglieder wie Brasilien und Mexiko zu insgesamt 300 000 Barrel Reduzierung bereit sein sollen – was nächste Woche festgeklopft werden soll – übertrifft die gesamte Kürzung mit 1,8 Millionen Faß deutlich die ursprünglichen Erwartungen. Das Volumen liegt über der momentanen Überproduktion und hilft damit, die randvollen Lager rasch abzubauen. So und mit den Eindeckungen von Leerverkäufen ist es zu erklären, dass der Preis für die Nordseeöl-Sorte Brent binnen zwei Tagen um über 7 Dollar in die Höhe schoss – von 47 auf gut 54 Dollar, also um rund 15%.

Nach so einem Anstieg braucht der Markt vermutlich jetzt eine Weile, um dieses Niveau zu stabilisieren. Und dann – wie hoch kann der Ölpreis dann klettern? Die Prognosen der Investmentbanken und Energiefirmen reichen von 55 Dollar bis zu 70 Dollar. Das Gros der Voraussagen rechnet jedoch allenfalls mit einem Anstieg auf rund 60 Dollar. Der Grund: spätestens ab diesem Niveau werden die US-Frackingfirmen, die seit dem Ölpreissturz ihre Produktion um eine Million Barrel täglich zurückgefahren haben, wieder konkurrenzfähig und dürften stillgelegte Anlagen hochfahren. Und das erhöht das Angebot.  Die durchschnittlichen Förderkosten der US-Fracker liegen nach mehreren Studien bei 53 bis 57 Dollar, so dass sich spätestens bei 60 Dollar die Inbetriebnahme lohnt.

Die zweite mögliche Preisbremse ist die OPEC selbst. In der Vergangenheit haben sich meistens mehrere Mitglieder nicht an die Vereinbarungen gehalten und mehr produziert als zugesagt. Damit das diesmal nicht wieder passiert, wird ein Überwachungskomitee eingerichtet, bestehend aus OPEC- und Nicht-OPEC Ölförderern.

Während die US-Fracker und die möglicherweise mangelnde Quotendisziplin der OPEC den Ölpreisanstieg hemmen dürften,  gibt es aber auch eine Entwicklung, die für Preisüberraschungen nach oben sorgen könnte: Die Konjunktur zieht weltweit an, insbesondere in den USA und China, also den größten Ölverbrauchern. Was für den Ölpreis besonders wichtig ist: Auch die Industrie nimmt deutlich Fahrt auf, also die Hauptabnehmer von Öl und Ölprodukten. Der globale Einkaufsmanagerindex für die Industrie hat im November ein 27-Monatshoch erreicht.

Deshalb könnten sich die bisherigen Nachfrageprognosen als zu niedrig herausstellen und den Ölpreis nach einer Konsolidierungsphase nochmals deutlich antreiben.  Die Internationale Energie Agentur, die bislang von einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ab Ende 2017 ausgegangen war, rechnet nach der OPEC-Einigung nun bereits Anfang nächsten Jahres damit. Falls dann die Nachfrage noch um ein bis zwei Millionen Fass zunehmen sollte, wäre rasch eine Verknappung gegeben und die Preise würden kräftig über das jetzige Niveau und auch über die bisherige Konsenschätzung von maximal 60 Dollar anziehen. Es bleibt also spannend am Ölmarkt – und bei den Ölaktien.

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