Das hatten viele anderes vorhergesagt: Nach dem die Italiener mehrheitlich gegen die Reform ihrer Verfassung gestimmt hatten, brach eben kein Chaos an den Finanzmärkten aus. Im Gegenteil: Der Dax konnte sogar deutlich zulegen.
Das Ende des Euro, eine neue Finanzkrise oder auch das Ende der EU – nicht wenige Experten hatten die Wahl in Italien zum Schicksalstag für Europa erklärt. Sollte es gegen den Willen von Regierungschef Matteo Renzi zur Ablehnung der Verfassungsreform kommen, wären die Folgen dramatisch, so der Tenor.
Das war offensichtlich übertrieben. Zwar ist Italien – wieder einmal – nach Renzis Rücktritt in einer Regierungskrise. Doch an den Börsen bleibt die Untergangsstimmung aus: Während die Indizes in Italien nur leicht verlieren, schalten die meisten andere Börsen in Europa auf Zuwachs: Der Dax zum Beispiel legt um rund eineinhalb Prozent zu.
Sind die Anleger blind oder war die Angst vor einer Eurokrise übertrieben? Weder noch. Wenn es in absehbarer Zeit zu einer neuen Krise der europäischen Gemeinschaftswährung kommt, dann wird sie von Italien ausgehen – soviel ist sicher. Denn die Staatsverschuldung ist schwindelerregend hoch und die Banken in einem desolaten Zustand. Beides könnte im Krisenfall die Möglichkeiten der Euro-Gemeinschaft überfordern.
Diese Krisengefahr hat aber wirtschafliche Ursachen, und das Votum der Italiener war eine rein politische Angelegenheit, die sich erst langfristig wirtschaflich auswirken wird. Klar wäre Italien mit einer schnelleren Gesetzgebung vielleicht leichter aus dem Tal der Tränen zu führen gewesen – ob es jemand tatsächlich getan hätte, steht aber in den Sternen. Und sollte auch in Italien die starke euroskeptische Rechte Wahlen gewinnen, hätte die abgelehnte Verfassung sogar dabei geholfen, Euro und die EU schneller und effizienter zu beschädigen.
So gesehen hat die Börse recht, wenn sie mit Gelassenheit auf den Ausgang des Abstimmung reagiert. Nichts ist gelöst in Italien, aber eigentlich ist auch nichts viel schlechter geworden.
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