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Freitagsfrage: Warum verliert der Euro plötzlich gegen den Dollar?

Innerhalb eines Jahres hatte der Euro gegenüber dem Dollar um gut 20% zugelegt – aber in den letzten Wochen ging es plötzlich wieder deutlich bergab. Warum ist der Euro schwach geworden? Und was bedeutet das für die Börsen?

Mit knapp 1,20 Dollar hat der Euro nun wieder das Niveau vom Jahresanfang erreicht, die Kursgewinne auf bis zu knapp 1,26 Euro sind also wieder völlig verschwunden. Diese Kehrtwende hat gute Gründe – und wie es aussieht, werden sie noch eine Zeitlang anhalten.:

Erstens hat sich die Konjunktur in der Eurozone nach dem starken Jahresauftakt merklich abgekühlt. Das Wachstum erreichte im ersten Quartal 2018 mit 0,4% nur noch gut die Hälfte des vierten Quartals 2017 von 0,7%. Und die wichtigsten Frühindikatoren signalisieren, dass die Schwäche noch eine Weile anhalten könnte. Sowohl der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland als auch die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und deren wichtigsten Mitgliedsstaaten weisen abwärts – allerdings von einem sehr hohen Niveau aus. Der Aufschwung lässt also nach, aber er bleibt noch relativ robust. Im Gegensatz dazu geht es mit der US-Konjunktur wieder aufwärts. Die Frühindikatoren deuten auf ein eher noch stärker werdendes Wachstumstempo hin.

Zweitens entwickeln sich die Zinsen in den USA und der Eurozone zunehmend auseinander. Das gilt vor allem für die kurzfristigen Sätze, die am Devisenmarkt eine wichtige Rolle spielen, aber auch für die langfristigen. So rentieren 10-jährige US-Staatsanleihen inzwischen mit knapp 3%, während die Bundesanleihen nur gut ein halbes Prozent bringen. Diese Kluft dürfte sich noch erweitern, weil die US-Notenbank 2018 voraussichtlich noch zweimal ihren Leitzins anheben wird, während in der Eurozone jetzt noch weniger an einen Abschied von der Nullzinsphase zu denken ist als zu Jahresbeginn. Die EZB, die bis Ende September monatlich für 30 Milliarden Euro Anleihen aufkauft und so für eine Geldschwemme sorgt, könnte dieses Programm, anders als bisher erwartet, sogar noch bis ins nächste Jahr mit verringertem Volumen fortsetzen – falls die Konjunktur bis zum Herbst nicht wieder stärker wird. Im Gegensatz dazu kauft die Fed schon lange netto keine Anleihen mehr, ja sie verkauft sie sogar in wachsendem Umfang. Die Liquidität wird also in den USA eher verknappt – und auch das spricht für einen stärkeren Dollar.

Drittens belasten der Handelsstreit und diverse Sanktionen der USA Europas Unternehmen mehr als die amerikanischen – und die Unsicherheit ist groß, wie es hier weitergehen wird.

Obwohl die USA ihre Staatsverschuldung weiter massiv aufblähen, während in der Eurozone die Budgetdefizite Jahr für Jahr kleiner werden, dürfte deshalb der Dollar seine Phase der Stärke weiter ausbauen. Für die deutschen Unternehmen und die europäischen generell wäre das von Vorteil. In den Ergebnissen der Unternehmen für das erste Quartal zieht sich eine Aussage wie ein roter Faden durch die verschiedenen Branchen: Der starke Euro hat den Gewinn deutlich gedrückt. Deshalb erwarten Analysten für das Auftaktvierteljahr für die Unternehmen der Eurozone auch nur noch ein Gewinnwachstum von knapp zwei Prozent, während sie in den USA mit rund 25% rechnen – bedingt auch durch die Steuerreform. Ein noch schwächerer Euro könnte also Europas Unternehmensgewinne wieder positiv überraschen und stärker klettern lassen. Analysten halten allerdings Kurse unter 1,15 Dollar für nötig, um die Konkurrenzfähigkeit der Eurozone und ihr Wachstum wieder zu verbessern. Die Hälfte der Wegstrecke von den 1,26 Dollar im Februar/März aus liegt damit noch vor uns.

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