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Freitagsfrage: Warum leidet der DAX stärker unter der Trump-Angst als der Dow Jones?

Seit einer Woche stehen die Börsen völlig im Bann der Angst vor einem Wahlsieg Donald Trumps am kommenden Dienstag. Die neuen FBI-Ermittlungen gegen Börsenliebling Hillary Clinton machen das Rennen, das schon entschieden schien, wieder spannend. Warum aber hat der DAX seither deutlich mehr verloren als der Dow Jones?

Um über vier Prozent ist das deutsche Aktienbarometer seit dem 27. Oktober gefallen, das amerikanische nicht einmal halb so stark, nämlich um knapp zwei Prozent. Auch der EuroStoxx 50 hat doppelt so viel verloren wie der Dow Jones. Gibt es Gründe für diese Diskrepanz?

Bei vielen Anlegern werden Erinnerungen an die Brexit-Abstimmung im Juni wach. Als damals die Befürworter eines britischen EU-Austritts überraschend siegten, ging es mit den Aktienkursen steil bergab – in Deutschland jedoch viel, viel stärker als in London. Der DAX gilt nun einmal als einer der volatilsten Leitindizes der Welt.

Ein Grund von damals hat auch jetzt wieder Bedeutung: Deutschland als extrem exportabhängiges Land leidet besonders unter einer Verlangsamung des Welthandels, so wie das nach dem Brexit-Votum erwartet worden war – aber bisher nicht eingetreten ist. Nun ist es die protektionistische Handelspolitik, die Trump im Falle seines Wahlsiegs angekündigt hat, die den Welthandel belasten könnte. Als zweites kommt hinzu, dass Deutschlands Exporterfolge erheblich von Wechelskursschwankungen beeinflusst werden. Und seitdem die Trump-Angst umgeht, hat der Dollar seinen Höhenflug jäh beendet und verliert deutlich gegenüber dem Euro. Das drückt auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Gewinnmargen der Euroland-Unternehmen, insbesondere in Deutschland.

Manche Analysten, vor allem aus den USA, gehen sogar noch viel weiter. Sie erwarten im Falle eines Trump-Siegs eine Rezession in den USA. Und die würde, so die Argumentation, die Weltwirtschaft mit nach unten ziehen und dabei die fragile Wirtschaft im Euroraum besonders hart treffen. Das wiederum würde die Bankenkrise in Italien und anderen EU-Staaten so verschärfen, dass die Konjunktur im Euroraum zusammenbrechen könnte – und mit ihr der Euro. Anscheinend sehen Europas Politiker unabhängig von der US-Wahl ähnliche Gefahren für die Finanzmärkte voraus. Sie wollen plötzlich, dass die schärferen Bankenregulierungen und Kapitalanforderungen, die die Amerikaner durchsetzen wollen (und damit nebenbei ihre europäischen Konkurrenten auf Dauer schwächen), abgemildert werden, weil die Kosten für Europa untragbar hoch wären.

Gründe für die besondere Anfälligkeit deutscher und europäischer Aktien bei einem Trump-Sieg sind also vorhanden. Aber besonnene Analysten sehen die Gefahren lange nicht so extrem. Sie verweisen darauf, dass auch ein Präsident Trump nur einen kleinen Teil seiner Vorstellungen durchsetzen könnte, und die auch nur sehr langsam, weil die parlamentarischen Hürden vor allem dann hoch sind, wenn die Demokraten den Senat oder das Repräsentantenhaus gewinnen. Und noch einmal eine Erinnerung an den Brexit: Die anfänglichen Verluste wurden wieder aufgeholt, und die Weltuntergangsparolen erwiesen sich als stark übertrieben. Das könnte, egal wer die US-Wahl gewinnt, auch diesmal der Fall sein. Nur dass es bei Clinton, trotz der FBI-Untersuchungen und der Korruptionsvorwürfe, vermutlich schneller ginge als bei Trump.

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