Fast 50 Milliarden Dollar an Börsenwert verlor die Facebook Inc. innerhalb von nur einem Handelstag. Die Initiative „StopHateForProfit“ bringt immer mehr Firmen dazu, ihre Anzeigen in diesem und anderen so genannten Sozialen Medien zu stornieren – und dürfte das Geschäftsmodell der betroffenen Netzwerke tatsächlich verändern.
Eigentlich gehören Soziale Medien zu den Krisengewinnern. Denn in Zeiten der Pandemie verlagert sich so einiges in die virtuelle Welt, auch soziale Kontakte, die dann eben verstärkt über Facebook & Co. stattfinden. Doch die Firma von Mark Zuckerberg kommt nun gleich von zwei Seiten unter gehörigen Druck.
Facebook & Co leben von Daten und Werbung
Soziale Medien sind erfolgreich, denn sie haben ein einfaches, aber sehr effizientes Geschäftsmodell. Facebook & Co. bieten ihren Kunden ohne Kosten eine Plattform an, auf der sie sich darstellen und mit anderen austauschen können. Dafür sammeln die Unternehmen ungehemmt Daten über ihre Nutzer. Und die nutzen sie für zielgerichtete Kampagnen für ihre Werbekunden. Hier generieren die Firmen dann ihre Milliardeneinnahmen. Anschließend werden die dann so gut wie nicht versteuert, mithilfe von internationale Konstrukte von Schachtelfirmen.
Der Widerstand gegen soziale Medien wächst
Das lief lange gut, doch allmählich reicht es einigen. Da sind zum einer die Datenschützer, deren Erfolge die Effizienz des Geschäftsmodells künftig wohl einschränkt: In Europa musste Facebook gerade eine empfindliche juristische Niederlage hinnehmen, die dem Konzern verbietet, Daten von Nutzern seiner Facebook-Plattform mit denen von Tochterfirmen wie WhatsApp ungefragt zu verknüpfen.
Andererseits wächst der Widerstand der Staaten, auch weiterhin keinerlei Steuern von den profitablen Unternehmen einzustreichen. Bislang hatten viele Länder mit Rücksicht auf die Beziehungen zu den USA, wo die Firmen angesiedelt sind, wenig nachdrücklich auf Besserung gepocht. Doch die Beziehungen zu den USA sind ohnehin miserabel, und der Druck auf die Regierungen etwa in Europa wächst, endlich etwas zu unternehmen. Frankreich hat bereits im vergangenen Jahr eine Digitalsteuer von drei Prozent bestimmter Online-Werbeerlöse eingeführt. Das könnte Schule machen.
Jetzt gehts ans Eingemachte
Das alles konnte Facebook bislang gut wegstecken. Doch seit einigen Tagen geht es ans Eingemachte. Denn viele Soziale Netzwerke leben von kontroversen Diskussionen und Filterblasen – Hassreden, Beleidigungen und Drohungen eingeschlossen. Und damit wollen jetzt immer mehr renommierte Firmen nicht in Verbindung gebracht werden. Fast 100 Unternehmen wie Coca Cola oder Unilever haben nun ihre Werbeaufträge storniert und sich der „StopHateForProfit“ Kampagne angeschlossen, weil sie der Meinung sind, Facebook & Co. täten zu wenig gegen die Verrohung im Netz.
Das zwingt die Firmen nun, Ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Endlich. Die Kultur der einseitigen Information, die die Algorithmen der Sozialen Netzwerke fördern, die Verrohung der Sprache, die gnadenlose Missachtung von Datenschutzanliegen und nicht zuletzt die Verweigerung von Steuerzahlungen haben unsere Gesellschaft nicht nach vorne gebracht.
Foto: pexels/pixabay.com; Collage:tk
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