Die rosigen Zeiten für Start-ups sind vorbei: Weniger Firmen schaffen den Weg an die Börse, bei den Geldgebern sitzt das Risikokapital nicht mehr so locker in der Tasche und die Fondsgesellschaften stufen den Wert ihrer Beteiligungen sukzessive zurück. Besorgniserregend?
Nicht wirklich. Viel eher darf man das als gutes Zeichen werten, dass die Phase der überhöhten Bewertungen endet und die Geldgeber keine utopischen Projekte finanzieren. Laut dem Branchendienst CB Insights wurden seit Anfang vergangenen Jahres 56 Finanzierungsrunden zu geringeren Preisen durchgezogen oder die Investoren haben ihre Anteile zu niedrigeren Kursen verkauft.
Investmentgesellschaften wie BlackRock, Morgan Stanley, ect. haben seit Mitte vergangenen Jahres verstärkt den Wert ihrer Beteiligungen herabgesetzt, sprich zu niedrigeren Kursen bilanziert. Für Unsicherheit sorgte zuletzt die Bewertung von Morgan Stanley für seine Anteile an Palantir Technologies. In der letzten Finanzierungsrunde waren die Aktien noch 11,38 Dollar wert, Morgan Stanley stufte sie jedoch auf 7,70 Dollar zurück, obwohl Insider mit einem starken Wachstum bei Palantir rechnen.
Viele Fonds gehen zum Teil vor dem Börsengang Engagements in potenzielle IPO-Kandidaten ein, um frühzeitig in zukunftsträchtige Unternehmen zu investieren. Doch 2015 scheint kein gutes Jahr, wie die Bewertungsanpassungen und auch der Blick auf die Trends im Venture-Capital-Geschäft belegen.
2015 hatten Venture-Capital-Gesellschaften weltweit 128,5 Milliarden Dollar in Start-ups gepumpt, ähnlich viel wie im Jahr 2000, so die Daten von CB Insights. 2015 erreichten 70 Unternehmen eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar, jedoch wurden nur elf Firmen beim Verkauf mit mehr als einer Milliarde bewertet. Die Jahresbilanz ist also alles andere als rosig. Daher agieren die Investoren zunehmend vorsichtig. Überwiegend werden die Unternehmen von anderen Firmen aufgekauft, nur ein geringer Teil geht an die Börse.
Doch wie an der Börse gibt es auch im Venture-Capital-Geschäft Segmente, die gerade angesagt sind. Viel Geld – und mehr als in den Vorjahren – konnten 2015 Technologieunternehmen im Versicherungsbereich sowie im Gesundheitswesen einsammeln. Ebenfalls angesagt – aber wesentlich kleiner – sind der Sektor künstliche Intelligenz sowie Investments in Cannabis-Unternehmen. Kurzum: Aussichtsreiche Kandidaten erhalten weiter Geld, die Geldgeber sind jedoch wesentlich vorsichtiger bei der Verteilung der Mittel und achten stärker auf die Bewertung.
Weitere Beiträge
0 Kommentare