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Dringend gesucht: Der letzte deutsche Aktionär

Nahezu zwei Drittel aller DAX-Aktien gehören inzwischen ausländischen Anlegern. Bei deutschen Aktien insgesamt sieht es auch nicht viel anders aus: hier liegt die Ausländerquote bei über 57 %. Vor allem deutsche Privatanleger sowie Banken und Versicherungen trennen sich seit Jahren von heimischen Aktien.

Die Deutsche Bundesbank hat gestern in ihrem Monatsbericht September eine lesenswerte Analyse über die Eigentümerstruktur am deutschen Aktienmarkt veröffentlicht, die das offene Geheimnis in Zahlen fasst, dass insbesondere der DAX zunehmend in Auslandsbesitz gerät. In den neun Jahren seit 2005 haben Ausländer ihren Anteil an der DAX-Kapitalisierung von 55,9 % auf aktuell (Mai 2014) 63,7 % ausgebaut. Ende 2013 waren es sogar 64,6 %. Im Gegenzug ist der Anteil der privaten Haushalte von 14,4 % auf 12,9 % gefallen, bei den Banken von 6,3 % auf 3,3 % und bei den Versicherungen von 1,7 % auf sage und schreibe 0,5 %. Den massiven Abbau bei Banken und Versicherern führt die Bundesbank vor allem auf verschärfte regulatorische Anforderungen zurück.

Den privaten Anlegern konstatieren die Analysten ein ausgeprägtes prozyklisches Verhalten: Sowohl 2001/20012 als auch 2008 haben sie in die fallenden Börsen hinein massiv verkauft. Das hat dazu beigetragen, dass der Aktienanteil der Privathaushalte am Gesamtvermögen Ende 2013 lediglich noch 5,8 % betrug  – deutlich weniger als die Hälfte von 1999, als es 14,0 % waren.  Im internationalen Vergleich ist das ein extrem niedriger Wert.

Die Aktien-Abstinenz der Deutschen ist vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge höchst gefährlich. Bei Renditen von unter einem Prozent für zehnjährige Staatsanleihen, fast keinen Zinsen mehr auf Bankeinlagen und sinkenden Renditen bei Lebens- und privaten Rentenversicherungen lässt sich ein Vermögensaufbau ohne Aktien nicht mehr darstellen. Wenn die Inflation die meisten Zinserträge übersteigt, ist ein realer Vermögensverlust selbst bei den Anlegern vorgezeichnet, die keine Abgeltungsteuer zahlen müssen. Es wird höchste Zeit, dass sich die Politik dieser Gefahren bewusst wird und damit anfängt, die Aktie als langfristiges Sparvehikel attraktiver zu machen, statt sie immer neu zu belasten, wie es in Kürze mit der Finanztransaktionssteuer vorgesehen ist. Sonst muss man wirklich bald den letzten deutschen Privatanleger, der Aktien besitzt, mit der Lupe suchen.

Da ja auch die Banken und Versicherer aus der Aktie gedrängt werden, für deren Besitz sie sehr viel mehr kostbares Eigenkapital einsetzen müssen als für Anleihen, wird sonst die Abhängigkeit deutscher Aktien von der Transaktionen der Ausländer immer stärker. Es ist bezeichnend, dass der DAX in all den Jahren ab 2005 gestiegen ist, in denen Ausländer ihren DAX-Anteil gesteigert haben, und gefallen ist, sobald sie ihn abgebaut haben.

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