Nächste Woche auf dem Energiegipfel in Algier werden vermutlich die Weichen für die weitere Entwicklung der Ölpreise gestellt. Nur wenn sich die OPEC und andere Förderländer unter Führung Russlands auf eine Förderbegrenzung verständigen, kann es mit dem Ölpreis wieder aufwärts gehen. Ansonsten droht ein massiver Preisverfall.
Für das Ölkartell ist das Treffen in Algier die letzte Chance, die Richtung des Ölpreises entscheidend mitzubestimmen. In den vergangenen Jahren scheiterte eine einheitliche Politik stets am Streit zwischen den verfeindeten Schwergewichten Saudi Arabien und dem Iran. Jetzt aber scheinen die beiden – unter Vermittlung Venezuelas und Russlands – einem Einfrieren der Produktionsvolumina zuzustimmen. Der Iran kann das jetzt leichter tun als beim letzten OPEC-Meeting, weil die Förderung nach dem Ende der Sanktionen inzwischen wieder fast das Produktionspotenzial erreicht hat. Allerdings werden, das hat die OPEC am Wochenende klargestellt, in Algier nur die Weichen gestellt, entscheiden muss dann eine Sonderkonferenz des Kartells. Aber das wäre nach einer Einigung in Algier wohl nur noch Formsache.
Die OPEC steht unter Druck, weil die Ölproduktion weltweit auf Hochtouren läuft. Da auch in den Problemländern Nigeria und Libyen, wo Kämpfe und Terroraktionen den Ölexport massiv behindert haben, die Förderung nach einer Beruhigung der Lage wieder zunehmen soll, droht ein deutliches Überangebot. Und das könnte die Notierungen in Richtung der Tiefstpreise vom Januar von unter 30-Dollar drücken, zumal die amerikanische Fracking-Produktion weniger stark fällt als erwartet.
Falls der OPEC jedoch in Algier der Befreiungsschlag gelingt und das Kartell mit klaren Fördergrenzen wieder das Heft in die Hand nehmen kann, dürfte es langsam aufwärts gehen mit den Preisen. Einige Experten sehen dann schon Notierungen von bis zu 70 Dollar je Fass im nächsten Jahr voraus. Denn die Nachfrage steigt stetig und erhält durch den Verkaufsboom bei Autos in den beiden volkreichsten Staaten China und Indien einen zusätzlichen Schub. Und da die Investitionen in neue Ölquellen dramatisch zurückgegangen ist, droht in den Jahren nach 2017/18 sogar eine Verknappung. Das weiß die OPEC natürlich, und deshalb soll eine Einigung vor allem dazu dienen, die Zeit bis dahin zu überbrücken.
Aus der Sicht der Börsen wäre eine OPEC-Einigung positiv. Denn wie die letzten Monate gezeigt haben, sind Aktienkurse und Ölpreise eng verbunden. Deutliche Kursgewinne gab es fast nur, wenn gleichzeitig der Ölpreis freundlich tendiert hat. Ausnahmsweise heißt es deshalb diesmal, der OPEC die Daumen zu drücken.
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