Der Dax knabbert an der 13.000-Punkte-Marke und steht damit auf einem ungekannt hohen Niveau. Denn die Wirtschaft brummt und den Unternehmen geht es prächtig. Gibt es denn gar keine Risiken?
So rund lief es lange nicht mehr: Fast jede Woche korrigieren nationale und internationale Konjunkturexperten ihre Wachstumsprognose für Deutschland und die Welt nach oben. Den Unternehmen geht es prächtig, die US-Berichtssaison lief mit schönen Ergebnissen von Citgroup gut an. Und die Zinsen sind nach wie vor niedrig, selbst die lange angekündigte behutsame Zinswende in Europa dürfte kein Unternehmen in Bedrängnis bringen oder Anleger verschrecken.
Alles in Butter also? Ja, auch wenn eines bleibt: Das, was Experten gerne mit dem Begriff „politische Risiken“ umschreiben. Da ist zum einen die Katalonienkrise, die das Zeug hat vor allem Spanien, aber auch ganz Europa einiges an Vertrauen zu kosten. Und da ist immer noch Donald Trump, der US-Präsident, der die internationale Zusammenarbeit boykottiert, wie sich jetzt auch wieder auf dem Treffen des Internationalen Währungsfonds zeigte.
Bisher hat Trumps Politik die anderen Länder wenig beeindruckt und die Wirtschaft kaum behindert. Doch seine wilden Aktionen wirken wie ein langsames Gift. Der Patient Weltwirtschaft fällt nicht gleich um, doch seine Widerstandsfähigkeit wird schlechter.
Wer gehofft hatte, Trump würde schnell abtreten oder eh kaum etwas verändern, hat sich geirrt. Die Zustimmungswerte in der US-Bevölkerung sind zwar mäßig, aber außerordentlich stabil. Knapp 40 Prozent der Bürger finden ihn prima. Und ja, er scheitert regelmäßig an konkreten Vorhaben wie der Gesundheitsreform. Sein Credo „America first“ wird die internationale Zusammenarbeit aber auf Dauer beschädigen.
Das ist gefährlich, nicht nur weil tatsächlich riskante politische Krisen wie die mit Nordkorea und Iran die ganze Welt bedrohen. Sondern auch, weil internationale Institutionen entweder geschwächt werden oder ganz damit beschäftigt sind, das bisher erreichte zu verteidigen. Statt über gemeinsame Standards zur Besteuerung oder effiziente Mitteln gegen Terrorfinanzierung zu sprechen, beschäftigten sich viele Teilnehmer der diesjährigen IWF-Tagung vor allem damit, den freien Welthandel zu loben. Das war bisher eigentlich Konsens.
Wie viele Zukunftprojekte dabei liegen bleiben und wie stark auch andere Staaten wieder den Egoismus als internationalen Standard setzen, ist derzeit nicht abzusehen. Das wird sich erst zeigen, wenn die nächste Krise kommt, die nur mit internationalen Anstrengungen zu bewältigen sein wird. Derzeit ist sie glücklicherweise nicht in Sicht, doch eines Tages werden wir sicher mit Bedauern auf Trumps Erbe schauen.
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