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Die 100-jährige, die sich im Kurs verdoppelt hat

Als Österreich vor ziemlich genau zwei Jahren eine
Staatsanleihe mit 100 Jahren Laufzeit aufgelegt hat, erklärten viele Anleger
die Ösis für verrückt. Wer kauft schon angesichts der historischen Niedrigzinsen
ein Wertpapier mit einer ewig langen Laufzeit? Heute sieht die Sache anders
aus: Der Kurs der 100-Jährigen hat sich zeitweise mehr als verdoppelt.

Die 5,8 Milliarden Euro schwere Anleihe wies bei der
Emission im September 2017 eine Verzinsung von 2,1% auf. Damals rentierten
10-jährige deutsche Bundesanleihen mit 0,4%. Anleger sicherten sich also mit dem
Österreich-Bond immerhin 1,7% Rendite mehr pro Jahr. Für die mutigen Anleger –
vor allem Versicherungen sollen wegen ihrer langfristigen Verpflichtungen gekauft
haben – hat sich der Einstieg bei der Emission gelohnt: Bis Mitte August 2019
kletterte der Börsenkurs auf mehr als das Doppelte – auf  rund 210%. Allein in den vier Wochen von Mitte
Juli bis Mitte August legte die Notierung um mehr als 40% zu. Das war in der Phase,
als die Renditen von sicheren Staatsanleihen immer tiefer in den negativen
Bereich fielen – die deutsche Bundesanleihe auf unter -0,7%. Käufer der
100-jährigen Ösi-Anleihe fuhren also mit 2,1% einen Zinssatz ein, der heute
fast utopisch hoch klingt, und verbuchten auch noch eine Kursverdoppelung. Der
Kurs-Hebel einer Anleihe wird eben umso stärker, je länger die Laufzeit ist. 


Das merkt man auch jetzt wieder an der Kursentwicklung: Weil
seit Mitte August die Anleiherenditen wieder klettern, hat der 100-jährige
Ösi-Bond kräftig eingebüßt: Inzwischen steht der Kurs „nur“ noch bei 184%, also
stolze 26 Prozentpunkte niedriger als vor knapp einem Monat. Das zeigt zum
einen, wie nervös die Rentenmärkte vor den Notenbanksitzungen der EZB und der
Fed sind, und zum anderen, wie spekulativ langlaufende Anleihen im unnatürlichen
Negativzinsbereich geworden sind. 

Übrigens: Österreichs Beispiel macht eventuell Schule: Die
von immenser Verschuldung geplagte amerikanische Regierung erwägt ebenfalls,
eine 100-jährige Staatsanleihe aufzulegen. Die würde, wenn man das aktuelle US-Renditeniveau
hochrechnet, vermutlich in etwa den gleichen Zinssatz tragen wie vor zwei Jahren
Österreichs Jahrhundertbond – also gut 2%.


 

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