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Der Vater der Aktienhausse geht – Tschüss Ben

Vor fünf Jahren, inmitten der Finanzkrise, gab kaum noch jemand einen Pfifferling auf Aktien. Die Kurse befanden sich nach der Pleite von Lehman Brothers im freien Fall, es herrschte Weltuntergangsstimmung. Dass kurz danach, im März 2009, eine der aufregendsten Aktienhaussen der Geschichte startete, ist zu einem Gutteil das Verdienst des Mannes, der jetzt die Kommandobrücke der Welt-Finanzmärkte verlässt: Ben Bernanke.

Als Krisenretter war der Chef der US-Notenbank Fed ein wahrer Glücksfall. Als Professor in Princton hatte Bernanke einen Schwerpunkt seiner Forschungen auf Ursachen und Folgen von Depressionen und Deflationen gesetzt und dabei auch die fast 20 Jahre währende deflationäre Krise in Japan intensiv untersucht. Daraus zog er seine Lehren als die Finanzmärkte 2008 kollabierten. Er wusste, dass die Geldpolitik in solchen Phasen nicht kleckern, sondern klotzen muss, und das ohne Zögern, um eine Abwärtsspirale zu verhindern.

Diese Erkenntnis setzte Bernanke in einer Art und Weise um, die zumindest aus operativer Sicht einmalig war: Er senkte die Leitzinsen in Windeseile auf fast Null, er versorgte die Banken mit jeder gewünschten Menge an Liquidität und er startete ein Anleihenkaufprogramm, dessen schieres Volumen bis dato als unmöglich angesehen worden war. Monat für Monat nahm die Fed für 85 Milliarden Dollar Bonds in ihr Depot auf und schaffte es dadurch, nicht nur die Gewalt über die kurzfristigen Zinsen zu erobern – die normale Domäne von Notenbanken -, sondern auch über die langfristigen Anleihenrenditen.

Dadurch, dass er die Zinsen über alle Laufzeiten hinweg in vorher unvorstellbare Tiefen drückte und die Geldmenge gewaltig aufblähte, schaffte er es, den Krisenmodus in kleinen Schritten zu beenden, obwohl 2010 mit der europäischen Staatsschuldenkrise eine zusätzliche Herausforderung auftauchte. Begleitet hat Bernanke seinen Parforceritt mit einer beispiellosen Transparenzoffensive.

Während sein Vorgänger Alan Greenspan als Sphinx bekannt war, die aus jeder Fed-Aktion ein Geheimnis machte, glänzte Bernanke mit Offenheit. Er führte ein Inflationsziel ein, er gab eine so genannte forward guidance, indem er versprach, die Zinsen mindestens bis zum Erreichen bestimmter Ziele nicht zu erhöhen, er ließ die Sitzungsprotokolle der Fed-Sitzungen schon kurz nach deren Termin veröffentlichen und er kooperierte stark mit den Notenbanken andere Länder, auch aus den Emerging Markets.

Dieses entschlossene Handeln hat die USA schneller aus der Krise geführt als andere Staaten, obwohl der Finanz-Tsunami dort seinen Ausgangspunkt gehabt hatte. Das verhinderte auch, dass die Weltwirtschaft in der Krise verharrte – und es war so auch der Garant für die Aktienhausse.

Wenn Benjamin Bernanke nun am 1. Februar nach acht Jahren die Kommandobrücke für Janet Yellen räumt, kann sich seine Bilanz also fürwahr sehen lassen. Allerdings wird in der Geldpolitik endgültig erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten abgerechnet. Ben hat Janet eine noch schwierigere Aufgabe hinterlassen als diejenige, der er gegenübergestanden hatte: Sie muss dafür sorgen, dass zuerst aus der Liquiditätsblase ohne große Schäden Luft herausgelassen wird, und dass anschließend die Nullzinspolitik allmählich wieder normalen Zinszeiten weicht. Nur wenn Frau Professor Yellen das schafft, wird Herr Professor Bernanke auch noch in einigen Jahren als Retter der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft in die Geschichtsbücher eingehen.

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