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Der Ölpreis tut, was Trump will

Innerhalb von nur  sieben Wochen von einem Vierjahreshoch zu einem neuen Jahrestief – so einen dramatischen Absturz der Ölpreise hätten wohl Anfang Oktober selbst die ärgsten Ölpreis-Pessimisten nicht erwartet. US-Präsident Trump reibt sich die Hände und bedankt sich bei Saudi Arabien.

Zu hohe Ölpreise sind für Trump ein Ärgernis, weil sie die Inflation anheizen, die Kaukfraft der Amerikaner schwächen und so „seinen“ Wirtschaftsaufschwung gefährden. Deshalb schießt der US-Präsident seit Monaten gegen steigende Ölpreise und fordert die OPEC auf, etwas dagegen zu unternehmen. Und er selbst hat auch etwas unternommen: Er hat acht Länder von den Ölexport-Sanktionen der USA gegen den Iran ausgenommen, darunter Italien und Griechenland. Das hat dazu beigetragen, dass der Iran seit dem Beginn der Sanktionen deutlich mehr Öl exportieren kann als zunächst erwartet worden war, Beobachter sprechen von einer Million Barrel pro Tag. Da gleichzeitig viele Ölhändler ihre vorsorglich angelegten hohen Lagerbestände nach diesen Ausnahmegenehmigungen abbauen, strömt plötzlich viel mehr Öl auf den Weltmarkt als prognostiziert. Und das hat die Notierungen für Öl der Nordsee-Sorte Brent von über 85 Dollar auf unter 60 Dollar abstürzen lassen.

Warum aber bedankt sich Trump bei Saudi Arabien für das billige Öl, das, so seine Worte, „wie ein große Steuersenkung für Amerika und die Welt“ wirkt? Weil der weltgrößte Ölexporteur entgegen früheren Ankündigungen die Produktion nicht gedrosselt, sondern sogar noch ausgeweitet und damit den Einbruch des Ölpreises nicht gebremst hat. Und das hängt vermutlich mit dem Mord an Jamal Khashoggi zusammen, der Saudi Arabiens mächtigem Kronprinzen Bin Salman unter Druck gebracht hat. Experten halten es für wahrscheinlich, dass die hohe saudische Ölförderung ein Teil der „Bezahlung“ für Trumps „unerschütterliche“ Treue zu Bin Salman und dem Königreich ist. Beim nächsten OPEC-Gipfel Anfang Dezember wird es deshalb wohl eine Förderkürzung geben, wie sie Saudi Arabien vor dem Mord an Khashoggi gefordert hatte, aber sie dürfte deutlich geringer ausfallen als es ursprünglich geplant gewesen war. Das dürfte einen Anstieg begrenzen, zumal  der  OPEC-Verbündete Russland den jetzigen Preis für langfristig besser hält als ein spekulatives Überschießen in Richtung 100 Dollar. Russland, zusammen mit den Saudis und den USA größter Ölförderer der Welt, kann sich das leisten, weil es seinen Staatshaushalt mit einem Ölpreis von nur gut 40 Dollar je Barrel plant.

Ein noch viel tieferer Ölpreis als derzeit kann aber selbst Trump nicht gefallen, auch wenn er noch stärkere Preissenkungen eingefordert hat. Denn schon jetzt ächzen zahlreiche US-Frackingfirmen, die noch vor zwei Monaten klotzig verdient haben, unter den Verlusten, die sie bei den aktuellen Preisen erleiden. Und eine Ende des Fracking-Booms kann Trump keinesfalls brauchen.

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