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Der heilsame Schock der Griechen-Krise

Es ist ja nicht der erste Montag, an dem die Anleger geglaubt haben, das Schlimmste am Griechenland-Problem sei nun erst einmal vom Tisch. Und jedesmal wurden sie eines schlechteren belehrt. Jetzt jedoch könnte es wirklich klappen. Die Frage ist allerdings, ob sich die Finanzmärkte anschließend gleich Portugal und vielleicht Spanien als neue Opfer vorknöpfen – oder ob sich die Börsen erst einmal besinnen und Ökonomen und Anleger überlegen, was die holprige Hellenen-Rettungsaktion mittel- und langfristig bedeutet, und zur Tagesordnung übergehen. Da schweben mit Goldman-Sachs, der Ölpest und Chinas neuerlicher Kreditverknappung ohnehin noch genügend Damoklesschwerter über den Aktienmärkten.

Aber zurück zu den Griechen. In jedem Schlechten soll ja angeblich auch etwas Gutes stecken. So auch hier. Das ewige Hickhack der Politiker (insbesondere in Deutschland) und die zum Teil widersprüchlichen Aussagen von Währungsfonds und EU – Umschuldung ja oder nein, Bankenbeteiligung an der Rettung ja oder nein, Griechenland braucht gleich Geld bis Griechenland kriegt gar kein Geld – haben zwar unnötig viele Turbulenzen verursacht und das Hilfspaket in für Staaten noch nie da gewesene Dimensionen gehievt. Gleichzeitig aber kann es als Lehrstück für alle die Staaten dienen, die sich ähnlichen Schuldendimensionen wie Griechenland annähern. Für Länder wie Portugal, Spanien, Italien, Großbritannien und die USA waren die vergangenen zwei Monate ein warnendes Beispiel dafür, dass der Weg aus der Schuldenfalle um so schmerzhafter und teurer ist, je länger man sich mit der Sanierung Zeit nimmt und je laxer es die Regierungen angehen lassen. Die Finanzmärkte haben mit ihrem gnadenlosen Verriss mehrerer Versuche, die Hellas-Krise nach der Methode „Medizin ja, aber sie darf nicht so furchtbar weh tun“ zu lösen, so manchem Staat erst klar gemacht, wie gefährlich Zaudern und Gesundbeten ist – und vor allem wie teuer für das jeweilige Land.
Deshalb bin ich mir sicher, dass die Sparanstrengungen nicht nur der Schulden-Krösusse, sondern auch der manch anderer Staaten nun an Tempo und Stärke zunehmen werden. Das gilt natürlich vor allem für den EU-Bereich, denn er steht seit Griechenland unter besonderer Beobachtung der Finanzmärkte und Investoren, insbesondere der asiatischen und amerikanischen. Für die langfristige Gesundung der Staatsfinanzen kann das weltweit ein hoffnungsvolles Startsignal sein.

Die geplante Sparpolitik der Griechen und anderer Staaten werden aber auch andere Auswirkungen zeitigen: Erstens bremst natürlich jede Haushaltskonsolidierung kurzfristig das Wachstum – die gesamte Konjunktur der EU wird das zu spüren bekommen. Da auf dem Alten Kontinent die Auftriebskräfte ohnehin weltweit am schwächsten sind, bedeutet dies auch, dass der Inflationsdruck nicht so stark zunehmen dürfte wie befürchtet. Deshalb kann die EZB ihre Politik des billigen Geldes länger durchhalten als bisher angenommen. Eine restriktivere Budget- und Geldpolitik zur gleichen Zeit würde das wachstumsschwache Europa kaum verkraften.

Der heilsame Schock der Griechenland-Krise dürfte also einige Variable in den Börsengleichungen verändern, manche positiv wie die Zinsen, die Schuldensorgen und vermutlich auch den Euro, manche negativ wie das Wachstum. Wie stark sich was letztlich auswirken wird, ist heute noch nicht abzuschätzen – und diese Unsicherheit könnte die Börsen eine Weile daran hindern, den Kursaufschwung fortzusetzen.

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