Rund fünf Prozent in ein paar Tage: Keine Frage der DAX spiegelt blanke Euphorie wider. Zu Recht, denn vieles sieht gut aus für die deutsche Wirtschaft. Doch es gibt auch Risiken, die derzeit ignoriert werden.
Mit der Abkoppelung des Schweizer Franken vom Euro schwenkten offensichtlich auch die letzten Skeptiker um: Die deutschen Börsen steigen und steigen, nachdem der Euro noch einmal schwächer geworden ist. Denn eines ist klar: Europäische Unternehmen profitieren von niedrigen Wechselkursen, sie werden konkurrenzfähiger.
Zudem sind vor dem Europäischen Gerichtshof EuGH wichtige rechtlich Bedenken gegen das lange erwartete Staatsanleihen-Kaufprogramm der EZB ausgeräumt worden. Alles spricht dafür, dass die Europäische Zentralbank schon bald massiv Staatsanleihen aufkaufen und die Weichen dafür bereits an diesem Donnerstag stellen wird. Damit wird noch mehr Liquidität frei, die den Aktienkursen Auftrieb verleihen kann.
Letztendlich sind aber auch die Vorzeichen für die Konjunktur besser geworden. Der Preis für Rohöl – der wichtigste Treibstoff für die Konjunktur – ist weiter auf Talfahrt, die Inflation bleibt minimal und die Verbraucherstimmung fröhlich. Das alles dürfte dafür sorgen, dass die Unternehmen mehr Gewinne machen – gut für Aktien.
Aber: Immer noch leben wir in einer Welt der Verschuldung, und das Thema könnte schon bald wieder mit Macht zurück kommen. Denn als erstes der Euro-Krisenländer wird Griechenland am kommenden Sonntag eine neue Regierung wählen, und es ist wahrscheinlich, dass der Linke Alexis Tsipras die Regierung übernimmt. Das würde eine neue Diskussion über den richtigen Umgang mit den Altschulden hervorrufen, denn Tsipras hat angekündigt, dass er die Sparpolitik nicht weiter verfolgen will.
Griechenlands Schulden teilweise abzuschreiben, ja sogar ein Austritt Griechenlands aus dem Euro wäre zwarvermutlich für alle Beteiligten zu verkraften, auch wenn es schmerzhaft wäre. Doch was ist mit Spanien und Portugal, und vor allem mit Frankreich und Italien? Hier hat sich in den vergangenen Tagen nichts verändert.
Die Börsianer ignorieren das schlicht. Es ist jedoch anzunehmen, dass das Thema schon bald wieder auftaucht. Also Vorsicht – trotz des berechtigten Optimismus.
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