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Chinas Entwicklungshilfe für die Weltwirtschaft

Gestern noch Euphorie, heute schon wieder Katzenjammer – Chinas Ankündigung, seine Währung flexibler zu machen, sorgt für eine Berg- und Talfahrt der Gefühle und der Aktienkurse. Aber die Chinesen wären nicht die Chinesen, wenn sie den Worten hochrangiger Politiker keine Taten folgen lassen würden. Die werden jedoch in der gewohnten asiatischen Ruhe erfolgen und Weltwirtschaft und Börsen nur langsam beeinflussen – das aber überwiegend positiv.

Fast zwei Jahre lang, während der gesamten Finanz- und Wirtschaftskrise, hat Peking den Wechselkurs des Yuan an den Dollar gekoppelt. Das hat natürlich dazu geführt, dass Chinas Exporteure eminent wettbewerbsfähig geblieben sind, abzulesen an dem steilen Anstieg der Exporte in den letzten Monaten. Kein Wunder, dass vor allem die USA darauf drängen, dass China abwertet – und das auch auf dem G20-Treffen an diesem Wochenende zum Thema gemacht hätten. Peking hat mit seiner Flexibilisierungs-Ankündigung kurz davor den Vorwürfen einen Teil der Brisanz genommen. Nun aber kommt es darauf an, welche Schritte China tatsächlich unternimmt. Und da gehen die Meinungen weit auseinander.

Ich glaube, dass das Vorgehen am wahrscheinlichsten ist, das Peking vor der Dollar-Bindung bereits drei Jahre lang erfolgreich praktiziert hat: eine schleichende Aufwertung des Yuan. Damals verteuerte sich Chinas Währung pro Jahr um durchschnittlich knapp zehn Prozent. Das wäre eine Größenordnung, mit der sowohl die Volksrepublik als auch die übrige Welt gut leben könnten. Was aber hätte das für Auswirkungen? Vor allem ist eine Yuan-Flexibilisierung ein Vertrauensbeweis für die Weltwirtschaft. Denn so lange der Aufschwung auf tönernen Füßen stand, hat China die Dollar-Bindung aufrecht erhalten. Dass sie die nun aufgeben will, zeugt von Optimismus.

Zweitens wird die Yuan-Aufwertung der Wettbewerbsfähigkeit der Konkurrenzländer gut tun. Vor allem die deutsche Industrie gilt als ein längerfristiger Hauptprofiteur, da der Preisvorsprung der chinesischen Maschinenbauer, Chemie- oder Elektrounternehmen am Weltmarkt schwindet – zumal ja auch die Löhne stark zulegen. Drittens erzeugt China mit jeder Aufwertung einen Einfuhrsog, weil ausländische Güter in China billiger werden. Das kurbelt die Binnennachfrage an. Insbesondere Hersteller hochwertiger ausländischer Konsumgüter dürfte das helfen. Gleichzeitig bekämpft Peking das Problem, das es momentan als das größte für die Wirtschaft ausgemacht hat: die Inflation.

Dafür kann Chinas Schritt die Inflationsraten in den Industrieländern allerdings nach oben hieven. Denn die Preisstabilität der letzten Jahre ist ja stark den chinesischen Billigeinfuhren zu verdanken.

Welche Auswirkungen haben all diese zu erwartenden Auswirkungen auf die Finanzmärkte? Auf die Aktienbörsen vermutlich recht positive, weil die Handelsungleichgewichte bekämpft, die Weltwirtschaft insgesamt beflügelt und ein Wirtschaftskrieg USA-China unwahrscheinlicher gemacht wird. An den Rentenmärkten der Industrieländer wird es dagegen eher negativ wirken, weil mit höheren Inflations- und Wachstumserwartungen auch die Anleihenrenditen klettern müssten. Anleger sollten deshalb die geplante Yuan-Flexibilisierung zum Anlass nehmen, um die Zusammensetzung ihrer Depots zu überprüfen und den Aktienanteil zu Lasten der Anleihen allmählich anheben.

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