Erst gestern ist es mir wieder passiert: Ich stand im Supermarkt an der Kasse, den Geldbeutel schon in der Hand, da klingelte mein Handy. Wie immer im ungünstigsten Moment, dachte ich noch, und verweigerte mich dem Impuls dranzugehen. Richtig so, sagen nicht nur Stressexperten. Das legt auch eine Studie der Fondsgesellschaft Fidelity zu langfristigen Aktienrenditen nahe.
Demnach ist es auf lange Sicht ziemlich egal, wann man als Privatanleger in einen Aktienmarkt ein- oder aussteigt – und womöglich den ungünstigsten Einstiegskurs eines Jahres erwischt. Timing ist auf Sicht von 30 Jahren eher unbedeutend. Eine Analyse verschiedener Aktienindizes zeigt, dass eine lange Haltedauer einen weit größeren Einfluss auf die Wertentwicklung hat als der richtige Einstiegszeitpunkt, so Fidelity.
Wer beispielsweise an einem beliebig gewählten Tag im Jahr 1982 in den MSCI Germany Index investierte und seine Anlage nach 30 Jahren zur Jahresmitte 2012 verkaufte, hätte eine jährliche Rendite von 6,80 Prozent erreicht. Ein Einstieg in den Index zum niedrigsten Marktstand 1982 hätte nach 30 Jahren Haltedauer nur eine unwesentlich höhere Rendite gebracht. Ähnlich stellt sich die Wertentwicklung für andere Indizes dar.
Die Fondgesellschaft rät daher, dass sich Anleger von fallenden oder niedrigen Kursständen nicht beirren lassen sollten – Hauptsache, man ist über lange Zeit dabei und lässt sich auch von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht beirren. Die größten Kurssteigerungen passieren der Analyse nach meist innerhalb weniger Tage, und zwar erfahrungsgemäß kurz vor oder nach einem Kursrückgang. Wenn erst wieder in Aufschwungphasen gekauft wird, laufen Anleger Gefahr, gewinnträchtige Handelstage zu verpassen.
Es lohnt sich also, bei der Anlage einen langen Atem zu haben und dabeizubleiben, wie laut der Studie die Entwicklung des MSCI Germany Price Index über einem Zeitraum von 30 Jahren zeigt. Investoren, die zum höchsten Indexstand des Jahres 1982 eingestiegen wären und die Anlage am 29.6.2012 wieder verkauften, hätten einen jährlichen Ertrag von 6,39 Prozent erwirtschaftet. Wer den Index zum niedrigsten Stand 1982 gekauft und am 29.6.2012 wieder verkauft hätte, läg mit 6,96 Prozent jährlicher Rendite nicht wesentlich darüber. Wenn der Index zu einem beliebigen Zeitpunkt 1982 – in diesem Rechenbeispiel zum 30.6.1982 – erworben und zum gleichen Zeitpunkt wie in den beiden anderen Fällen verkauft worden wäre, hätte die Wertsteigerung bei 6,80 Prozent pro Jahr gelegen.
Das Beispiel zeigt: Der vermeintlich richtige Einstiegszeitpunkt spielt bei einer langfristigen Anlage keine dramatische Rolle, auch wenn es natürlich Unterschiede gibt und man trotzdem lieber den Tiefstkurs erwischen würde. Was für den MSCI Germany Price Index gilt, lässt sich laut Fidelity auch auf alle anderen gängigen Indizes übertragen (siehe Schaubild).
Mein persönliches Fazit daraus: Ich gehe im Durchschnitt an mein Handy, aber nicht, wenn es gar nicht passt – und investiere weiter stoisch in meine Fonds- und ETF-Sparpläne. In der Hoffnung auf ein noch mindestens 30 Jahre langes Leben.
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