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Neue Regeln gehen auf das Konto der Anleger

Gestern hat das Bundeskabinett einen neuen Gesetzentwurf vorgelegt: Ab 2013 müssen OTC-Derivategeschäfte in einem Transaktionsregister erfasst und nach Möglichkeit über zentrale Clearinghäuser abgewickelt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass an den Risiken des 700 Billionen Dollar schweren OTC-Derivatemarktes das Finanzsystem nicht kollabiert. Sind die neuen Vorschriften ausreichend und welche Produkte sind betroffen? 

Geregelt werden OTC-Derivate. Sie werden irrtümlicherweise häufig auch mit Zertifikaten verwechselt. Doch diese sind börsennotiert und werden, selbst wenn sie außerhalb der Börsen im Direktgeschäft zwischen Emittent und Kunde gehandelt werden, üblicherweise über zentrale Abwicklungsstellen abgerechnet. Daher sind die Transaktionen für die Behörden nachvollziehbar, ganz im Gegenteil zu OTC-Derivategeschäften, wie zum Beispiel Swaps oder Kreditausfallversicherungen (CDS), die beispielsweise zwei Banken untereinander vereinbaren. 

Sind die OTC-Geschäfte standardisiert, sprich am Markt sind einheitliche Kontraktgrößen und Laufzeiten üblich, soll die Abwicklung über eine zentrale Gegenpartei
(central counterparty, CCP) erfolgen. Nicht
standardisierte Geschäfte hingegen werden in einem Transaktionsregister erfasst.
Die CCPs übernehmen die Zahlungs- und Lieferungspflichten zweier
Marktteilnehmer aus den Vereinbarungen, die außerhalb der Börse
geschlossen wurden. Die dafür notwendigen Sicherheiten fordern die CCPs von den Vertragspartnern ein. Die Abwickler selbst müssen, um für diese Geschäfte eine Genehmigung zu erhalten, hohe
Anforderung erfüllen und Sicherungsmechanismen einbauen, die einen
zuverlässigen Ablauf gewährleisen, wenn ein Vertragspartner
zahlungsunfähig wird. Das ist gut so, damit hier möglichst kein Systemrisiko lauert. 

Ob
sich das allerdings so einfach kontrollieren lässt, ist fraglich. Zum
einen ist die Überwachung durch die Behörden mit einem hohen Aufwand
verbunden. Zum anderen, und das ist der wichtigere Punkt, erfordert es
ausreichend qualifiziertes Personal. BaFin-Chefin Elke König hat bereits darauf hingewiesen, dass die Aufseher darauf achten müssten, dass es nicht zu Ausweichbewegungen komme, und statt clearingfähiger standardisierter Produkte zunehmend nichtstandardisierte Derivatekontrakte angeboten werden. So fallen sie aber aus dem Raster der relativ sicheren
Abwicklung über einen CCP. Zwar wird das Geschäft dann im
Transaktionsregister erfasst und ist bei den Behörden auf dem Radar. 

Die
große Herausforderung wird aber sein, dass die nationalen Behörden
zeitnah alle wesentlichen Risiken eines Marktteilnehmers erkennen und –
noch viel wichtiger – bewerten können. Das erfordert neben einem hohen
technischen Aufwand fundiertes Know-how und kostet Geld. Wer das am Ende
bezahlt, ist klar: Der Kunde. Um wie viel die Geschäfte dann teurer
werden, ist momentan nicht absehbar. Damit aber die Zusatzkosten
gerechtfertigt sind, müssen die Regulierungsvorschriften regelmäßig überprüft und
mögliche Lücken zeitnah geschlossen werden.

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AnlegerwissenDerivate
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