Die Überraschung war weltweit groß: Kaum einer hatte die EU auf der Favoritenliste für den Friedensnobelpreis, den sie jetzt bekommen hat. Der Zeitpunkt ist allerdings gut gewählt: Europa, von der wirtschaftlichen Krise geschüttelt, verliert auch immer mehr Ansehen in der Welt – und damit auf Dauer auch wirtschaftliches Standing. Wird sich das durch den Preis umkehren lassen?
In den USA und in Asien ist es für viele ausgemachte Sache: Europa ist auf dem absteigenden Ast. Ein Kontinent mit viel Vergangenheit aber ohne große Zukunft, heißt es vielerorts. „Warum der Tod Europas Amerikas Chance ist“, lautete etwa eine Schlagzeile bei fox news, dem wichtigsten konservativen Sender der USA.
Nun ist ausgerechnet die EU mit einem der renommiertesten Preise der Welt ausgezeichnet worden. Das kann in Europa – vor allem unter den Politikern – tatsächlich einen Stimmungswandel hervorrufen, der die anstehende Probleme rund um Euro und Schulden leichter lösbar macht.
Denn was in allen den schwierigen Verhandlungen immer gefehlt hat, war eine gemeinsame Vision des Kontinentes, die weiter geht als bis zur nächsten kritischen Anleihenemmission. Vielleicht fällt es dem einen oder anderen mit dem Nobelpreis im Nacken leichter, über seinen nationalen Schatten zu springen. Damit wäre ein riesiger Schritt zur Lösung der Probleme gemacht.
Dass der Preis die weltweite Einschätzung zu Europa nachhaltig verbessert, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wie titelt fox news doch heute: „Die EU gewinnt den Friedensnobelpreis – ist das ein Witz?“
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