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Zieht Amerika den Karren aus dem Dreck?

Wohin man schaut, von Europa über Asien bis Südamerika – überall herrscht Konjunktur-Trübsal. Nur in den USA scheint sie allmählich zu verfliegen. Die Wirtschaftsdaten überraschen fast alle positiv, sogar die vom Immobilienmarkt, und der Dow Jones zählt zu den wenigen Aktienindizes, die in diesem Jahr im Plus sind. Werden die USA also wieder einmal zum Konjunktur-Retter für die ganze Welt?

Als die Zeiten noch normal waren, hing die Weltwirtschaft eminent stark von der Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Fast alle Konjunkturaufschwünge der letzten Jahrzehnte nahmen von dort ihren Ausgang. Der Einfluß der größten Volkswirtschaft der Welt ist zwar immer noch groß – aber seit dem kometenhaften Aufstieg Chinas und der anderen großen Schwellenländer nicht mehr so dominierend. Trotzdem hätten die USA aber noch die Kraft, einen weltweite Konjunkturerholung wenigstens anzustoßen – wenn nicht zwei Aspekte dagegen arbeiten würden:

Der erste besteht darin, dass Amerika zwar in den letzten Monaten überraschend stark gewachsen ist und dieses Wachstum weit ins Jahr 2012 hinein tragen dürfte – aber gemessen an früheren Steigerungsraten nimmt sich diese Erholung doch bescheiden aus. Die meisten Experten erwarten im nächsten Jahr um die 2,5 Prozent Wachstum. In den besten Lokomotivzeiten war es dagegen doppelt so viel. Angesichts des sinkenden Anteils der USA am Welt-Sozialprodukt dürfte das jetzige Tempo deshalb kaum reichen, um die ganze Welt mitzuziehen. Da müssten schon entweder die Emerging Markets als Zusatzlok hinzukommen, oder aber Europa. China & Co. haben ja 2008/2009 vorgemacht, wie das geht. Damals haben sie zusammen mit den USA die Konjunkturwende geschafft. Allerdings ist die Chance dafür diesmal viel geringer. Denn die Schwellenländer leiden immer noch unter zu viel – wenn auch abnehmender – Inflation, und sie haben zunehmend hausgemachte Strukturprobleme. Beides verhindert eine ähnlich starke Konjunkturankurbelung wie vor drei Jahren. Zumindest vorerst.

Der zweite Grund, warum Amerikas Erholung diesmal die Weltkonjunktur und die Börsen nicht mitzieht, ist natürlich Europa. Der Alte Kontinent ist in normalen Zeiten der US-Wirtschaft auf dem Fuß gefolgt und hat damit die Auftriebskräfte verstärkt. Davon wird diesmal aber nicht viel zu spüren sein, trotz der immer noch beeindruckend starken Vorstellung der deutschen Wirtschaft. Dabei ist Europas Konjunkturschwäche, die sich aus dem erzwungenen Abbau der Staatschulden vorübergehend fast automatisch ergibt, nicht einmal das Hauptproblem. Das liegt mehr in der europäischen Schuldenkrise selbst. Sie lähmt nicht nur die Banken und Unternehmen in Euroland, sondern zunehmend auch im Rest der Welt. Das belastet vor allem die Investitionsneigung.

Amerikas überraschend gute Konjunktur- und Börsenentwicklung wird deshalb wohl erst dann auf Europa und Asien überspringen, wenn Eurolands Politiker das Gefühl vermitteln, der Krise die Spitze brechen zu können. Das würde der internationalen Zuversicht einen Schub verleihen. Aber das ist leider trotz vieler Gipfelbeschlüsse immer noch nicht der Fall.

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