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Wer den Derivatemarkt dominiert

Es klingt paradox: Die DZ Bank verdrängt die Deutsche Bank vom ersten Platz in der Marktvolumenstatistik bei Derivaten, gilt aber dennoch nicht als Branchenprimus. Gleich vorweg: Das ist nach wie vor die Deutsche Bank, gefolgt von der Commerzbank. Denn ein Marktführer muss mehr können, als nur viel verkaufen.

Selbst die Konkurrenz überrascht der fulminante Aufstieg der genossenschaftlichen Zentralbank in den vergangenen Jahren. Dabei richten die Rivalen ihren Blick nicht nur auf die Absatzzahlen, sondern viel mehr auf die Handelsumsätze. In der Börsenumsatzstatistik des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) rangiert die DZ Bank inzwischen auf dem fünften Platz und verbuchte im Oktober 5,4 Prozent des gehandelten Volumens im Derivategeschäft. Vor fünf Jahren lag das genossenschaftliche Spitzeninstitut mit rund 1,5 Prozent noch abgeschlagen auf Platz 13. Grund für den Aufstieg ist das Massengeschäft mit Privatanlegern. Erst 2009 baute die DZ Bank den Geschäftsbereich für aktive Anleger stark aus. Bis dahin existierte zwar ein Angebot in Optionsscheinen, Discountzertifikaten & Co, führte aber weitgehend ein Schattendasein.

Die Zahlen zeigen, wie viel Power im genossenschaftlichen Verbund steckt – sowohl im Geschäft mit aktiven Anlegern als auch im klassischen Vertriebsgeschäft. Verkauft werden dort vornehmlich Papiere mit gesicherter Rückzahlung. Offensichtlich tun sich die Berater in Volks- und Raiffeisenbanken leichter, strukturierte Produkte zu verkaufen als in den Großbanken. Denn dort sind die Zahlen rückläufig. Im Verkauf von Zertifikaten rangieren die Genossen schon immer sehr weit oben in den Statistiken.

Während die DZ Bank ihren Marktanteil über die Jahre wenig verändert hat, sank nach Ausbruch der Finanzkrise das Volumen beim Branchenprimus Deutsche Bank deutlich. In der DDV-Statistik der Marktanteile, die erst seit 2007 veröffentlicht wird, lag im Dezember 2007 die Deutsche Bank mit 22,6 Prozent Anteil an der Spitze, heute bringt es die Großbank noch auf 16,6 Prozent, die DZ Bank auf 16,9 Prozent. Für die Commerzbank, die ähnlich viel wie die Deutsche Bank absetzt, liegen keine Vergleichszahlen vor.

Mit dem Geschäft für die Selbstentscheider tut sich das genossenschaftliche Spitzeninstitut aber teilweise noch schwer und hat dort Wachstumspotenzial. Unter den Kunden der Raiffeisen- und Volksbanken finden sich zweifellos viele aktive Anleger, nicht zuletzt auch die vielen Bankberater selbst. Und mit der Plattform eniteo.de haben die Genossen ihr angestaubtes Image abgelegt und locken Interessenten mit vielen Informationen, Fundamentalanalysen und modernsten Charttools.

Doch bei vielen lokalen Bankvorständen, die traditionell aus dem Kreditgeschäft kommen, stoßen Angebote für aktive Trader meist nicht auf großes Interesse. Auch in anderen Punkten hinkt die DZ Bank der Konkurrenz hinterher. Als einziger unter den zehn umsatzstärksten Derivateemittenten existiert beispielsweise keine Direktverlinkung von der eniteo-Website zu den Onlinebrokern. Einem Raiffeisenbank-Vorstand auf dem Land lässt sich aber wohl nur schwer erklären, warum das eigene Mutterhaus nun den Kunden einen direkten Zugang zur Website eines Onlinebrokers bieten soll. Widersprüche wie diese dürften den Weg nach oben sicherlich bremsen.

Die DZ Bank muss zudem ihre Marktanteile in den klassischen Tradingprodukten wie Knock-outs und Optionsscheinen noch weiter ausbauen, bevor sie zu den beiden großen Anbietern aufsteigen kann. Erst dann wird der Markt von den Top Drei sprechen, statt bisher von den beiden Großen. Denn an denen, heißt es bislang, komme keiner vorbei. Diese scheinbare Gesetzmäßigkeit ist aber nicht in Stein gemeißelt.

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