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Die wahnsinnige Spekulation mit GameStop und Co.

Dagegen sieht sogar die Tesla-Aktie wie ein Witwen- und Waisenpapier aus: Die Aktien der amerikanischen Computerspiel-Ladenkette GameStop haben innerhalb einer Woche zeitweise fast 1000% zugelegt. In den letzten neun Monaten waren es sogar über 10 000%. Ganz schön viel für ein Unternehmen, das manche Analysten für pleite halten. Was steckt hinter diesem Hype?

Im April vorigen Jahres notierte GameStop noch unter 3 Dollar je Aktie. Gestern waren es zeitweise 380 Dollar. Der jüngste Kursschub von knapp 148 auf vorübergehend fast 400 Dollar erfolgte nach einem Tweet von Tesla-Gründer Elon Musk.Der hatte darin einen Link auf das Kleinanleger-Forum „Wallstreetbets“ von Reddit gesetzt, das die Kursexplosion von GameStop ausgelöst hat.

Die Hausse in GameStop begann so richtig, als der Hedge Fonds Citron eine Verkaufsempfehlung für die Aktie aussprach und die Aktie leer verkaufte. Leerverkauf bedeutet, Aktien zu veräußern, die man gar nicht selbst besitzt.Dahinter steckt die Erwartung, sie später billiger zurückkaufen zu können. Die Differenz ist dann der Gewinn des Short-Sellers, wie es im Fachjargon heißt. Irgendwann muss sich der Leerverkäufer aber „eindecken“– also kaufen, um die verkauften Papiere liefern zu können.

US-Kleinanleger zwingen Hedgefonds zur Aufgabe

Bei GameStop ist die Leerverkaufsquote, also der Anteil der leer verkauften Aktien im Verhältnis zur Gesamtzahl, sehr hoch. Denn viele Hedgefonds hatten auf eine Pleite gewettet. Aber das Reddit-Forum verabredete sich quasi, gegen die Shortseller anzukämpfen. Viele Kleinanleger kauften massiv GameStop-Aktien und trieben den Kurs immer höher. Dadurch entstand ein Short-Squeeze. Das ist eine Angebotsknappheit der Aktie. Denn nun besitzen Kleinanleger und andere Aktionäre mehr Aktien als die Shortseller für ihre Eindeckungen brauchen. Sie müssen dann jeden Preis zahlen, um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen. Und so eine Situation ist bei GameStop eingetreten: Auf der einen Seite kaum noch freie Papiere, weil Kleinanleger& Co. wie verrückt kaufen. Auf der anderen Seite eine irgendwann zu deckende Nachfrage seitens der Shortseller. Das hat den Preis hochgetrieben. Auch weil die ersten Hedgefonds notgedrungen ihre Short-Positionen auflösen, sprich um jeden Preis kaufen müssen.

GameStop weckt Erinnerungen an die Volkswagen-Spekulation 2008

In Deutschland gab es eine ähnliche Situation 2008 bei der VW-Stammaktie, die daraufhin zeitweise auf über 1000 Euro kletterte. Bei einem relativ kleinen Unternehmen wie GameStop kommt ein Short Squeeze natürlich noch viel leichter zustande als bei einem Konzern wie VW.Zumal GameStop darunter leidet, dass Computerspiel zunehmend im Internet und nicht im Handel erworben werden,. Hinzu kommt, dass in den USA viele, vor allem junge Anleger, die Aktie entdecken, seitdem es Angebote wie beim Broker Robinhood gibt, Aktien ohne Kosten und ohne Mindestgröße zu handeln. Robinhood hat nach eigenen Angaben seine Kundenbasis in kurzer Zeit auf 13 Millionen Anleger ausgebaut, mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren.

So mancher Amerikaner ist, vermuten Finanzexperten, zu hochspekulativen Aktien gewechselt, weil Sportwetten wegen Corona eine Zeitlang gar nicht oder nur eingeschränkt möglich waren. Junge Anleger gelten auch als ein Hauptgrund dafür, warum die Tesla-Aktie im Jahresvergleich bis gestern fast 700% Gewinn verbucht hat. Der neuste Coup ist die Kino-Kette AMC Entertainment, bei deren Aktie die Short-Quote rund 60% beträgt. Leichte Beute für das Kleinanleger-Forum (dem sich viele andere Anleger angeschlossen haben), um einen Short-Squeeze zu erzeugen. Die Aktie schoss allein gestern zeitweise um über 300% nach oben.

Zeit für strengere Regeln bei Leerverkäufen

Mit Hedgefonds und anderen Shortsellern, die oft genug in ihrer Spekulationsgier die Kurse vor allem kleiner Aktien niederknüppeln, muss sicherlich niemand Mitleid habe. Aber die jetzigen Kursbewegungen zeigen zweierlei: Erstens welchen Wahnsinn die immer noch sehr „liberalen“ Regeln für Shortseller an der Börse auslösen können. Viel strengere Regeln bis hin zu einem Verbot ab bestimmten Leerverkaufsquoten sind daher nötig. Und zweitens zeigen die Fälle GameStop, AMC und andere, dass Teile des US-Aktienmarkts zu einem Casino verkommen sind. Viele Experten schreiben das den Nullzinsen zu:Die haben dazu geführt, dass  Anleger in den letzten 11 Jahren in den USA fast immer steigende Kurse erlebt haben.Und sie in Scharen aus Zinsanlagen in Aktien, Bitcoin etc getrieben.

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