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Volatilitätsstrategien für Mutige

Heute stellte mir ein Banker eine spannende Frage: „Wie kann man von einem Anstieg der Volatilität profitieren?“ Die Frage ist berechtigt, denn die erwartete Schwankungsbreite an den Märkten befindet sich auf extrem niedrigen Niveau.

Der VDAX-New-Index, der die erwartete Schwankungsbreite des deutschen Aktienmarktes misst, notiert mit 14,6 Prozentpunkten deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert und nur leicht über den Tiefstkursen. In der Spitze wurden in den vergangenen Jahren Werte um 50 Prozentpunkte und höher erreicht. Dies ist der Fall, wenn die Nervosität der Marktteilnehmer steigt. Klassisch gilt: Purzeln die Kurse, legt der Volatilitäts-Index zu, klettern sie dagegen, fällt er. Da die Phase steigender Aktienkurse und einer damit verbundenen geringen Volatilität bereits länger andauert, lohnt ein Blick auf die verschiedenen Spekulationsmöglichkeiten.

Eine klassische Strategie ist der Erwerb eines Straddle, also der gleichzeitige Erwerb von Calls und Puts auf einen Basiswert, zum Beispiel den DAX, mit identischem Basispreis und Laufzeit. Im Falle einer Korrektur steigt der Put aus zwei Gründen: Die Volatilität klettert und durch den Kursverfall am Aktienmarkt erhöht sich der Wert des Puts. Der Call verliert theoretisch an Wert aufgrund der sinkenden Aktienkurse, da die Volatilität aber steigt, fällt der Rückschlag nicht ganz so stark ins Gewicht. Denn einen steigende Volatilität erhöht den Wert von Optionen – egal ob Call oder Put. Das Risiko: Tritt aber der erwartete Volatilitätsanstieg während der Laufzeit nicht ein, verlieren Call und Put an Wert und bringen Verluste.

Zudem werden am Markt auch eine Reihe von „Fertigprodukten“ auf Volatilitätsindizes angeboten. Eine Variante sind Exchange Traded Notes (ETNs). Die börsengehandelten Indexprodukte spiegeln die Wertentwicklung von Volatilitätsbarometern auf den Euro Stoxx 50 oder den S&P500 wider. Den ETNs liegen üblicherweise Terminkontrakte zugrunde, und die haben einen Nachteil: Läuft ein Kontrakt aus, wird automatisch in einen später fälligen Kontrakt gerollt. Ist dieser teurer, weil die Profis mit höheren Schwankungsbreiten rechnen, fallen Rollkosten an und schmälern die Performance. Aus diesem Grund sind die Papiere – ebenso wie der Straddle – nur für kurzfristige Spekulationen geeignet.

Weitere – noch spekulativere – Varianten sind aufgrund der Hebeleffekte Knock-Out-Calls, Faktor-Zertifikate sowie herkömmliche Optionsscheine. Für die europäischen Märkte werden sie auf den V-Stoxx-Future oder den V-Stoxx-Mini-Future offeriert, die großen Anbieter sind hier Commerzbank oder Société Générale. Bei Knock-outs zehren die Finanzierungskosten an der Performance und ein Touchieren der Barriere bedeutet den Totalverlust. Defensiver sind dagegen Capped Calls, aber auch hier ist der Totalverlust programmiert, wenn der Basispreis am Laufzeitende unterschritten wird.

Natürlich können Anleger auch direkt in die Volatilitätsfutures investieren, die an den Terminbörsen gehandelt werden. Aufgrund der hohen Hebelwirkung und der Nachschusspflicht setzt dies aber viel Erfahrung und eine besonders hohe Risikobereitschaft voraus.

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